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Gegner Finnland im Fokus Von der Eishockey-Nation zum «Spanien des Nordens»

Von wegen nur Eishockey: Fussball boomt in Finnland. Und die «Schneeeulen» zeigen an der Women's EURO 2025 richtig attraktiven Fussball.

Als am 16. Dezember des letzten Jahres die EM-Gruppen ausgelost wurden, war der Tenor der Schweizer Einteilung klar: Norwegen als Favorit, Island und Schweiz im Kampf um Rang 2, Finnland als potenzieller Punktelieferant. Doch nach zwei von drei Vorrundenpartien ist klar: Diese Rechnung geht so gar nicht auf.

Schuld daran: Frech aufspielende Finninnen. Island bezwang man zum Auftakt verdient, Norwegen unterlag man allein wegen der kurz aufblitzenden individuellen Klasse knapp. Eine schmerzhafte Erfahrung, die auch das Schweizer Nationalteam machen musste.

Fussball boomt im Land des Eishockeys

Vor dem letzten Spieltag der Gruppenphase sind nun also die Norwegerinnen etwas schmeichelhaft Gruppensiegerinnen. Doch dahinter kommt es zwischen der Schweiz und Finnland zum Showdown um den zweiten zur K.o.-Phase berechtigenden Rang.

Der Auftritt der Kickerinnen aus dem traditionellen Eishockey-Land findet in der Heimat Anklang. Über eine Million Finninnen und Finnen schalteten gegen Norwegen laut Expertin Essi Sainio das TV-Gerät ein, also mehr als jede sechste Person. Fussball ist auf dem Vormarsch, die Zahl Lizenzierter steigt stetig.

Live-Hinweis

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Die letzte Vorrundenpartie der Schweiz gegen Finnland sehen Sie ab 20:10 Uhr auf SRF zwei, Anpfiff ist um 21 Uhr.

Parallel dazu läuft auf SRF info Norwegen gegen Island.

Das «Spanien des Nordens»

Die Finninnen galten bis vor der EURO als destruktiv. Physisch stark mit dem Hauptzweck, kein Gegentor zu kassieren. Tempi passati, wie Mittelfeldspielerin Olga Ahtinen (bei Tottenham Mitspielerin von Luana Bühler) betont: «Gut verteidigen liegt in unserer DNA, doch jetzt können wir zeigen, dass wir auch offensiv was drauf haben.» Das gelang bisher. Phasenweise zogen die «Helmarit» (Schneeeulen) ein so ansehnliches Kombinationsspiel auf, dass in den Medien von den «Spanierinnen des Nordens» die Rede war.

Vilma Koivisto hat eine Erklärung parat: «Wir sind eine jüngere Generation, wir haben immer offensiv gespielt, mit kurzen Pässen, schnellem Kombinationsspiel. Wir sind nicht glücklich, wenn wir in die Defensive gedrängt werden.» Wobei sich dort Torhüterin Anna Koivunen bislang durchaus profilieren konnte.

Aufgepasst auf Kosola

Zu den grössten positiven Überraschungen gehört am bisherigen Turnier mit Katariina Kosola aber eine Offensivkraft. Die Mittelfeldspielerin von Malmö überzeugte mit sehenswerten Dribblings, erzielte den einzigen Treffer gegen Island und verlängerte damit eine unheimliche Serie auf vier Partien: Trifft Kosola im Nationalteam, gewinnt Finnland die Partie immer, jedes Mal zu null.

Die Mitspielerinnen sind voll des Lobes für die 24-Jährige: «Schnell, dribbelstark, torgefährlich», sind sich Ahtinen und Koivisto einig. Expertin und Ex-Nationalspielerin Sainio, die jahrelang bei Potsdam und Freiburg in der Bundesliga ihre Brötchen verdiente, stimmt zu, schränkt indes ein: «Kosolas Leistungen sind sehr schwankend.» Überrascht ist sie derweil von den Auftritten ihrer Landsfrauen nicht, das Potenzial sei schon lange augenfällig gewesen.

Die grosse Frage lautet: Wer soll die Tore schiessen?
Autor: Essi Sainio Expertin Finnland

Wenngleich «Suomi» bislang mit Offensivdrang überzeugte, ist man noch längst keine Tormaschinerie. «Man schiesst schon das ganze Jahr zu wenig Tore. Wir haben keine Stürmerin, die richtig heiss drauf ist. Die grosse Frage lautet: Wer soll die Tore schiessen?», verrät Sainio die Mängel «ihres» Teams. Zudem habe man Mühe, wenn der Gegner hohes Pressing aufziehe.

Und doch ist sich Sainio sicher: Finnland wird die Schweiz schlagen. Ganz so wie zuletzt die «richtigen» Spanierinnen.

UEFA Women's EURO 2025

SRF zwei, Sportlive, 4.7.25, 18 Uhr

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