«Ehrlich gesagt: wenig», sagt Benjamin Huggel heute auf die Frage, ob die Nati vor dem WM-Auftaktspiel 2010 gegen Spanien an einen Sieg geglaubt hatte. «Wir wussten, wie stark die Spanier sind. Für uns war der Gedanke, das Spiel gewinnen zu können, weit weg.»
Öffentlich klang das natürlich anders: «Im Fussball ist nichts unmöglich. Mit einer solidarischen Mannschaftsleistung können wir etwas bewegen», so der damalige WM-Debütant am Tag vor dem Spiel im südafrikanischen Durban. Ganz ähnlich klingt es in der Frauen-Nati vor dem EM-Viertelfinal vom Freitag: Trainerin Pia Sundhage meinte, Spanien verfüge über «phänomenale Spielerinnen, wir haben aber ein Team».
Der Ausgang des WM-Spiels vor 15 Jahren ist bekannt: Spanien biss sich an der Schweizer Defensive die Zähne aus, bei einem der wenigen Schweizer Vorstösse erzielte Gelson Fernandes in der 52. Minute das 1:0, das bis zuletzt halten sollte. «Kurz vor Schluss hatten sie nochmals eine Chance, die nicht reinging», erinnert sich Huggel. «Wirklich geglaubt haben wir es erst, als der Schiedsrichter abpfiff.»
Huggels selbstkritisches Fazit
Der Sieg über den späteren Weltmeister ist ein Highlight in der Schweizer Fussball-Geschichte. Die Art und Weise, wie er zustande kam, sieht Huggel heute aber auch kritisch: «Es machte eigentlich nicht so viel Spass. Es war der Sieg einer Mannschaft, die nur zerstört hat, gegen ein Team, das sehr schönen Fussball spielen wollte.»
Für den heutigen SRF-Experten, der als Gegenspieler Weltstars wie Xavi, Xabi Alonso oder Andres Iniesta hatte, war die Partie nach eigenem Bekunden «eine Laufeinheit mit sehr wenigen Ballkontakten». Man habe in der «Abwehrschlacht» einzig versucht, das spanische Kurzpassspiel zu unterbinden.
Der Prinz und das Trikot
Dann gibt der einstige FCB-Haudegen noch die Anekdote preis, wie er zum Trikot von Xavi kam: «Ich lief ihm nach dem Spiel bis vor die Kabine nach. Da hiess es plötzlich: ‹Alle zurück›. Daher kam der spanische Prinz Felipe (heute König, Anm. d. Red.), um in der Garderobe eine Ansprache zu halten.»
Er habe 5 Minuten gewartet und schon damit gerechnet, dass das Unterfangen scheitere. «Dann kam Xavi heraus und wir tauschten die Trikots. Ich habe ihn als Spieler bewundert, deshalb war das ein wichtiger Moment für mich.»