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Sieben Wochen in der Klinik Ramona Bachmann spricht erstmals über ihre psychischen Probleme

Angstzustände, Leere, Panikattacken: Die Fussball-Nationalspielerin meisterte die schwerste Zeit ihres Lebens.

«Am Boden zerstört» war Ramona Bachmann, als feststand, dass sie wegen eines Kreuzbandrisses die Heim-EM verpassen würde. Nur Wochen zuvor hatte ihre Frau Charlotte den gemeinsamen Sohn Luan geboren. Doch diese irrwitzige Abfolge von familiärem Hoch und sportlichem Tief ist noch nichts gemessen an dem, was die Profifussballerin in den Jahren und Monaten davor ausstand.

«Mit der EM ist ein Traum zerplatzt, aber vorher machte ich viel Schlimmeres durch», sagt Bachmann rückblickend. Über Jahre hatte sie mit psychischen Schwierigkeiten zu kämpfen: Leere, Panikattacken, ständige Angst. «Es war kein Leben mehr in ihr», sagt Mutter Jris Bachmann, «sie war einfach nur leer.» Und ihre Ehefrau erinnert sich: «Ramona konnte sich nicht mehr auf Gespräche und Begegnungen fokussieren. Irgendwie war sie nicht mehr ‹anwesend›.»

Panik bei Zimmer im 6. Stock

Letzten Herbst schliesslich der Zusammenbruch, als Bachmann ins Nationalteam einrückt: «Alles machte mir Angst. Mein Puls raste, ich kam gar nie zur Ruhe», beschreibt sie ihren damaligen Zustand. «Zwar tat ich, als sei alles okay. Dabei geriet ich in Panik, als die Teammanagerin mir die Hotelkarte in die Hand drückte und sagte, ich sei im 6. Stock: ‹Oh, mein Gott – hoffentlich lässt sich das Fenster nicht öffnen!›» Nicht, dass sie im Sinn hatte, sich etwas anzutun. «Aber ich hatte Angst, dass ich die Kontrolle verlieren und etwas unbewusst machen könnte.»

Bachmann weiht ihre beste Freundin im Nationalteam ein, Meriame Terchoun. Dieser ist sofort klar: Ramona darf jetzt nicht allein sein. «Für mich ist Ramona wie eine Familienangehörige, da muss man für jemanden da sein», resümiert Terchoun. «Coumba Sow und ich haben bei ihr geschlafen und sie überwacht. Ramona selbst hatte keine Kontrolle mehr über ihre Attacken und Gefühle.»

Zu zeigen, dass es einem nicht gut geht, ist Stärke.
Autor: Ramona Bachmann

Dank des medizinischen Staffs des Fussballverbands kommt Bachmann in die Privatklinik Meiringen BE, wo eine «generalisierte Angststörung und Panikstörung» diagnostiziert und wo sie über die Dauer von sieben Wochen behandelt wird. Die Profikarriere im US-Klub Houston Dash? In jenem Moment weit weg. «An Fussball habe ich nicht mehr gedacht. Alles war mir egal.»

Malen gegen Angstzustände

Was während der Zeit in der Klinik hilft, sind die täglichen Besuche der Liebsten; der Klinikaufenthalt schweisst die Bachmanns noch enger zusammen. Und allmählich kehrt Farbe in Ramonas Leben zurück, dank Anti-Depressiva und verschiedenen Therapien. «Am besten gefiel mir die Kunsttherapie», sagt Bachmann, «ich malte farbige Bilder.»

Eine Ursache für die Panikattacken fand das Ärzteteam in Meiringen nicht heraus. «Aber vielleicht waren meine Verlustängste in Bezug auf Charlotte der Auslöser», sagt Bachmann. Wie offen sie erstmals und exklusiv auf SRF über die überwundenen Schwierigkeiten spricht, mag erstaunen. «Aber es ist so wichtig, dass man sich öffnet. Und ich glaube, dass man sich damit selbst das Leben retten kann», sagt sie. «Zu zeigen, dass es einem nicht gut geht, braucht Mut. Das ist Stärke. Wenn ich nur einem Menschen damit helfen kann, hat es sich schon gelohnt.»

Hilfe für Betroffene und Angehörige

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Brauchen Sie Hilfe oder machen Sie sich Sorgen um einen Menschen? Hier finden Sie Hilfe und Informationen für Betroffene in Krisensituationen – rund um die Uhr, vertraulich und kostenlos:

SRF zwei, Sportpanorama, 22.06.2025, 18:00 Uhr

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