Zuerst 5:0 gegen Portugal, dann 6:2 gegen Belgien: Spanien ist neben Frankreich das Team, welches an der Women's EURO in der Schweiz bisher am meisten verzücken konnte. Die Ibererinnen waren im Kollektiv so gut, dass es schwierig ist, einzelne Spielerinnen zusätzlich hervorzuheben. Wenn aber eine, dann ist das zweifelsohne Alexia Putellas.
Beim Kantersieg gegen Belgien in Thun war die Ballon-d'Or-Gewinnerin der Jahre 2021 und 2022 an nicht weniger als vier der sechs spanischen Treffer direkt beteiligt. Fast jede Torchance entsprang dem linken Zauberfuss der 31-jährigen Barcelona-Akteurin. Dass Putellas eine geniale Fussball- und Unterschiedspielerin sein kann, ist keine neue Erkenntnis. Und doch ist ihre Dominanz auf dieser Bühne überraschend.
Kreuzbandriss wirft Putellas zurück
Dies, weil Putellas nach ihrem Kreuzbandriss, den sie sich unmittelbar vor der Women's EURO 2022 in England zugezogen hatte, nicht mehr wirklich ihr Top-Level von vor der Verletzung erreichte. Nicht bei Barcelona und auch nicht im spanischen Nationalteam.
Beim Titelgewinn an der WM 2023 in Neuseeland war Putellas zwar dabei, hatte aber – zumindest auf dem Platz – bei weitem keinen so grossen Einfluss auf das spanische Spiel wie eine Aitana Bonmatí oder auch Jennifer Hermoso. Im Achtel- und Viertelfinal sowie im Endspiel kam sie sogar erst von der Ersatzbank.
Grosser Sprung in dieser Saison
Es war ein schleichender Prozess, welcher Putellas wieder ganz nach oben brachte, wo sie hingehört. Nach einer wettbewerbsübergreifend durchzogenen Spielzeit 2023/24, was die Offensiv-Produktion angeht (26 Torbeteiligungen in 44 Spielen), steigerte sich die zweifache Weltfussballerin auf diese Saison hin markant. Mit 46 Torbeteiligungen in 48 Partien deutete Putellas bereits an, dass sie «zurück» und durchaus auch in der Lage ist, der EURO ihren Stempel aufzudrücken.
Mit insgesamt 5 direkten Torbeteiligungen (3 Tore, 2 Vorlagen) ist Putellas beim Turnier in der Schweiz die bisher produktivste Spielerin. Die Führung in der Torschützinnenliste teilt sie sich mit ihrer Landsfrau Esther Gonzalez.
Schonen oder im Fluss bleiben?
Weil die Spanierinnen in der Gruppe B bereits im Viertelfinal stehen, könnte sich Trainerin Montserrat Tomé dafür entscheiden, im abschliessenden Spiel gegen Italien in Bern die eine oder andere Stammkraft zu schonen, darunter auch Putellas. Was für den neutralen Fan ein Jammer wäre, würden die Italienerinnen wohl noch so begrüssen.
«Le Azzurre» brauchen im Minimum ein Unentschieden, um ihren Platz in der K.o.-Phase aus eigener Kraft sicherzustellen. Nach dem bisher Gesehenen ist dieses Unterfangen einfacher zu schaffen, wenn Putellas auf der Gegenseite nicht die Fäden zieht.