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SRF-Expertin analysiert Nati Moser: «Megastolz!» und Gedanken an den Umbruch

SRF-Fussballexpertin Martina Moser über die Leistungen der Nati an der Women's EURO 2025, wo noch Potenzial liegt und ob es Zeit für einen Umbruch ist.

Als die Schweizerinnen auf dem Bundesplatz trotz Regenwetter von hunderten Fans gefeiert wurden, zitierte Pia Sundhage auf der Bühne singend einmal mehr Bob Dylan. Sie wählte dabei mit «If Not For You» eine gesungene Liebeserklärung des Literaturnobelpreisträgers: «Wenn du nicht wärst, würde ich die Tür nicht finden, den Boden nicht sehen. Ich wäre traurig, wenn du nicht wärst.»

Nur wenige Stunden zuvor hatte Sundhage auf ähnliche Weise Liebe erfahren. Während die Spielerinnen nach dem 0:2 gegen Spanien längst in die Katakomben des Wankdorfs entschwunden waren, verneigte sich die Schwedin vor den Fans. Diese hatten lautstark «Pia, Pia» skandiert.

Nach harscher Kritik im Vorfeld (Stichworte «Goaliediskussion, zu harte Vorbereitung, Sturheit in System und Aufstellung») gelang es der rhetorisch starken Trainerin an der EM, das Publikum für sich zu gewinnen. Sie habe ihren Job mit dem Erreichen der K.o.-Phase vollauf erfüllt, findet auch SRF-Expertin Martina Moser: «Sundhage hatte ein glückliches Händchen, sie wechselte oft spielentscheidend ein. Und sie hat die Schweiz berührt mit ihrer Art.»

Teenager-Trio begeistert – steht der Umbruch bevor?

Wie es mit der 65-Jährigen weitergeht, ist noch unklar. Ihr Vertrag läuft Ende Jahr aus, in ihrer Heimat steht in Stockholm eine fertig eingerichtete Wohnung bereit. Entsprechend wirft Moser ein: «Jetzt wäre vielleicht der Moment für den Umbruch da, für ein langfristiges Projekt. Damit man die Euphorie mitnehmen und etwas Neues starten kann.»

Dabei hat Sundhage ein Stück weit selbst den Umbruch eingeleitet. Gegen Spanien standen mit Iman Beney, Sydney Schertenleib und Noemi Ivelj gleich drei 18-Jährige in der Startaufstellung – in einem EM-Viertelfinal, notabene. Das Trio gehörte zu den Akteurinnen, die viel Freude bereitet haben. Ex-Natispielerin Moser schwärmt: «Ich bin einfach nur megastolz auf das Team. Sie haben das ganze Land berührt, viele neue Fans gewonnen.»

Man dürfe nicht ausser Acht lassen, dass die Equipe fussballerisch schwierige Zeiten mit dem Abstieg in der Nations League hinter sich habe: «Sie haben viel auf den Platz gebracht, was man vorher vermisst hat. Auf einmal haben sie spielerisch überzeugt. Auch dass sie nach Rückstand gegen Finnland zurückkommen – sie haben extrem Charakter bewiesen.»

Steigerungspotenzial in der Effizienz

Und wo gibt es noch Luft nach oben? «Im letzten Drittel müssen sie effizienter werden, wenn sie sich Chancen erspielen. Beim letzten Pass und im Sechzehner die richtige Entscheidung treffen», analysiert Moser. Sie wünsche sich zudem, «dass man mehr Ballbesitzphasen einstreuen kann».

Die Ansätze dazu seien vorhanden: «Das Selbstvertrauen der Heim-EM könnte den Push geben, dass sie das in der Zukunft auf den Platz bringen.» Ob mit oder ohne Pia Sundhage, steht derzeit in den Sternen. Oder wie Bob Dylan singen würde: «The answer, my friend, is blowin' in the wind.»

UEFA Women's EURO 2025

SRF Sport App, Livestream, 19.7.25, 15 Uhr

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