Lange war es nicht ihr Abend gewesen. Doch dann blitzte ihre Klasse unübersehbar auf: Mit wenigen Kontakten kontrollierte Sydney Schertenleib das Zuspiel von Lia Wälti, hatte dann das Auge für Géraldine Reuteler und leitete das 1:0 eine Viertelstunde vor Schluss ein. Am Ende hiess es 2:0 für die Schweiz im 2. Gruppenspiel der Women's EURO gegen Island. Die Tür zum Viertelfinal steht damit weiterhin offen.
Ich bin glücklich, in einer Generation leben zu dürfen, in der der Frauenfussball in der Schweiz so im Kommen ist.
Am Tag danach blickte Schertenleib auf den wichtigen Erfolg zurück. Sie fand lobende Worte für Reuteler («Ich wusste schon vor ihrem Abschluss, dass sie das Tor macht»). Betonte, sie sei «glücklich, in einer Generation leben zu dürfen, in der der Frauenfussball in der Schweiz» so im Aufwind sei. In der Nacht einzuschlafen sei «trotz guter Gefühle schwierig» gewesen: «Ich habe oft ein Gedankenkarussell im Kopf mit all meinen Aktionen.»
Diese nahm sie im Interview mit SRF unter die Lupe und sparte dabei nicht mit Selbstkritik. «Ich hatte gute Aktionen wie den Assist, aber auch vieles, das ich noch besser hätte machen können», blickt die 18-Jährige zurück. Dazu gehörten einige erfolglose Abschlüsse, die sie dem Pass auf eine jeweils besser postierte Mitspielerin vorzog.
Ich habe nicht so gut trainiert, das war korrekt.
Schertenleib weiss das einzuordnen: «Wenn der Ball sitzt, sagt niemand etwas. Aber ich hätte es besser machen können, abspielen sollen.» Als junge, verspielte Akteurin trage man dieses Gen schlicht in sich.
Im Eröffnungsspiel hatte das Barcelona-Talent zunächst auf der Bank Platz nehmen müssen. Rückblickend bringt Schertenleib Verständnis dafür auf: «Ich habe nicht so gut trainiert, das war korrekt.» Riola Xhemaili habe sich ihre Startaufstellung verdient.
Ich bin zuversichtlich und mache mir nicht gross Sorgen.
Es ist denkbar, dass am Donnerstag in Genf Schertenleib und Xhemaili gegen Finnland gemeinsam im Sturm agieren. Die Edeltechnikerin erwartet jedenfalls erneut eine schwierige Aufgabe: «Es wird ähnlich wie gegen Island, wieder ein Alles-oder-nichts-Spiel. Es wird sehr kämpferisch.»
Schertenleibs jugendliche Unbekümmertheit ficht das nicht an: «Ich bin zuversichtlich und mache mir nicht gross Sorgen.» Leicht gesagt, wenn man über solche Anlagen verfügt. Magische Momente wie beim Assist gegen Island sind auch im 3. Gruppenspiel vorprogrammiert.