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Wandelers grosse Show Jetzt fragt niemand mehr: «Leila wer?»

Leila Wandeler belebt in ihrem 2. Länderspiel die Offensive, Noelle Maritz agiert für einmal feurig, Géraldine Reuteler eiskalt. Auffälligkeiten aus der 2. Schweizer Partie an der heimischen Women's EURO 2025.

«Ich bin sehr stolz auf das Team. Die Mitspielerinnen haben es einfach für mich gemacht», meinte Leila Wandeler und hörte sich dabei so gar nicht wie eine Akteurin an, die gerade erst ihr 2. Länderspiel absolviert hatte. Auf dem Platz war davon ebenso wenig zu erahnen gewesen. Mit viel Überzeugung brachte sie gegen Island beim Stand von 0:0 jede Menge Energie.

Das 2:0 durch Alayah Pilgrim leitete sie mit viel Übersicht ein. Am Ende stand der 2. Sieg an einer EM für die Schweiz fest. 2017 hatte man ebenfalls im 2. Gruppenspiel Island bezwungen.

Wandeler: Die zuvor Unbekannte

Wandeler war die einzige echte Überraschung im EM-Aufgebot gewesen. Ohne einen Nati-Einsatz im Gepäck stand sie auf der endgültigen Kaderliste. Manch ein Fan dürfte sich gefragt haben: «Leila wer?»

Ihr Potenzial hatte die 19-jährige Freiburgerin bei ihrer Premiere in der EURO-Generalprobe gegen Tschechien zur Schau gestellt. Mit frechen Antritten, einem Assist und einem Pfostentreffer. Mit ihrem «frechen» Schuss an die Latte kam die einstige YB-Juniorin gegen Island ihrer Torpremiere abermals sehr nahe.

Das Team hat eine grosse Zukunft vor sich.
Autor: Pia Sundhage

Keine allzu steile These, dass man in einigen Jahren an diese Partien zurückdenkt und Wandeler dann eine feste Grösse des Nationalteams ist. Lobende Worte fand auch Trainerin Pia Sundhage, die eine optimistische Prognose wagte: «Ich bin glücklich mit ihr und allen jungen Spielerinnen. Das Team hat eine grosse Zukunft vor sich.» Ob sie die Tore durch die Einwechslungen von Wandeler und Pilgrim antizipiert habe, wehrte Sundhage lakonisch ab: «So gut bin ich auch wieder nicht.»

Längst den Status eines künftigen Superstars hat Sydney Schertenleib. Das Barcelona-Talent erlebte im Wankdorf einen schwierigen Abend. Wenngleich sie ihre überragende Technik einige Male aufblitzen liess, traf sie meist die falsche Entscheidung. Nicht so beim wichtigen Führungstreffer, den sie mustergültig vorbereitete.

Maritz: Die Zuverlässige fängt Feuer

Im starken Kontrast zu Wandeler und Schertenleib steht Noelle Maritz. Die so zuverlässige wie unspektakuläre «Büezerin» stand in allen Partien an jeder der 5 Endrunden der Schweizer Nati auf dem Feld. Gegen phasenweise grenzwertig hart agierende Isländerinnen zeigte die 29-jährige Verteidigerin für einmal Emotionen. Was ihrem Spiel nicht schadete, im Gegenteil: Maritz putzte als Defensiv-Chefin hinten alles raus und löschte trotz ihres «Feuers» sämtliche Brandherde.

Reuteler: Die Lebensversicherung ganz cool

Nicht fehlen darf in der (freilich unvollständigen) Aufzählung der prägenden Figuren beim kapitalen Erfolg Géraldine Reuteler. Sie wurde wie schon gegen Norwegen zum «Player of the Match» auserkoren. Ihre Schilderung des 1:0 war so cool wie das Tor selbst: «Ich habe mir fest vorgenommen, ein Tor zu schiessen. Ich habe den Ball gut getroffen und dann war er im Tor.»

Die Frankfurt-Legionärin wird gegen Finnland zu ihrem 80. Länderspiel gelangen. Und damit ex aequo mit Fabienne Humm zu Rang 13 in der ewigen Rangliste aufschliessen – mit erst 26 Jahren.

Nach der EM dürfte im Schweizer Team schon bald ein Umbruch stattfinden. Nebst Reuteler, nun endgültig Leader-Figur, könnten auch Schertenleib und aller Voraussicht nach Wandeler zu den Aushängeschildern der «neuen» Nati avancieren. Dann wird niemand mehr fragen: «Leila wer?»

UEFA Women's EURO 2025

SRF zwei, Sportlive, 6.7.25, 21 Uhr

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