Im zweiten EM-Gruppenspiel gingen die Niederlande am Mittwoch gegen England 0:4 unter. Die deftige Niederlage in Zürich förderte dabei nicht nur Mängel auf dem Platz zutage, sondern auch interne Misstöne. Zumindest legte dies ein Interview von Daniëlle van de Donk nach der Partie nahe.
Die erfahrene Mittelfeldspielerin in Diensten Lyons äusserte ihr Unverständnis darüber, nicht von Anfang an eingesetzt worden zu sein. Darauf angesprochen, zeigte sich Trainer Andries Jonker irritiert: Aufgrund von Leistenproblemen bei van de Donk sei ausgemacht gewesen, dass sie höchstens 20 bis 25 Minuten spielen könne.
Die 33-Jährige gilt nicht als Spielerin, die bei Problemen schnell aufmuckt. Dass sie Jonker öffentlich kritisierte, wurde in niederländischen Medien deshalb als deutliches Misstrauensvotum aufgefasst und befeuerte eine Diskussion, die bereits seit längerem geführt wird – nämlich, dass Jonker zu einer «Lame Duck» geworden ist.
Jonkers Abgang schon lange fix
Seit Januar ist klar, dass der ehemalige Coach des VfL Wolfsburg bei den Männern nach der EURO abtritt. Er macht dem aktuellen englischen Assistenzcoach Arjan Veurink Platz.
Der 62-Jährige schien seinen schwindenden Einfluss selbst auch zu spüren. Nachdem es einen Monat vor dem EM-Start in der Nations League ein 0:4 gegen Deutschland und ein enttäuschendes 1:1 gegen Schottland abgesetzt hatte, machte er sich Gedanken über einen vorzeitigen Rücktritt. Das Team stellte sich allerdings hinter ihn.
«Mission impossible» gegen Frankreich?
«Es ist keine grosse Überraschung, dass wir gegen England verloren haben. Aber die Art und Weise ist eine riesige Enttäuschung für uns. Wir müssen uns jetzt zusammenraufen», sagte Jonker am Mittwoch.
Sollte England gegen den krassen Aussenseiter Wales nicht überraschend Punkte abgeben, müssten die Niederländerinnen am Sonntag im abschliessenden Gruppenspiel in Basel gegen Frankreich mit drei Toren Unterschied gewinnen, um sich noch in den Viertelfinal zu retten. Eine Mission, die auch unter normalen Umständen schwierig umzusetzen wäre.