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Welcome to Togliatti Unterwegs im Lada-Land

Die Schweizer Fussball-Nati logiert während der WM in einer Stadt, welche Sie kaum besuchen werden.

Googeln Sie mal Togliatti. Oder Toljatti. Oder Tolyatti. Früher oder später werden Bilder von Vladimir Putin auftauchen. Wie er einen Lada tankt oder wie er einen neuen Lada präsentiert.

In Togliatti ist alles Lada. Die Stadt steht und fällt mit der grössten Auto-Fabrik Russlands. Kilometerlang fährt man das Areal ab. Das Benzin ist billig (rund 50 Rappen kostet der Liter) und die Strassen sind breit und endlos lang. Die AwtoWas-Zentrale überragt das imposante Werk, welches auch schon bessere Zeiten erlebt hat.

Krise in der Auto-Branche

Die grosse Krise erschütterte den Konzern im Jahr 2009 und damit auch das «Wolfsburg des Ostens». Die Zahl der produzierten Autos sank von 378'000 auf 169'000. Stellen wurden gestrichen, Gehälter gekürzt. Der russische Staat schoss Geld ein. Zwei Jahre später übernahm der Auto-Hersteller Renault-Nissan die Mehrheit.

Damit waren die Probleme aber nicht beseitigt. 2015 blieben Lohnzahlungen aus, 2016 stellte man für einige Monate auf 4-Tage-Woche um. Waren es einst noch über 100'000 Arbeiter, sind es heute noch knapp 35'000.

Eine Stadt wird aus dem Boden gestampft

Dabei wurde der grösste und neuste Stadtteil nur für die Beschäftigten gebaut. Zählte Togliatti 1960 noch rund 60'000 Einwohner, so hat sich die Bevölkerung bis heute mehr als verzehnfacht. Die Stadt wurde zwar bereits 1737 als Stawropol gegründet, im Jahr 1964 jedoch umbenannt. Der italienische Kommunistenführer Palmiro Togliatti hatte den Deal zwischen Fiat und der sowjetischen Regierung massgeblich beeinflusst.

Wie geht es mit Togliatti weiter? Für 2021 plant der Lada-Hersteller AwtoWas die Eröffnung eines Werkes in Kasachstan. Gemäss lokalen Informationen hat Togliatti die Krise aber gut weggesteckt. Die Arbeitslosen-Quote betrage 0,9 Prozent, heisst es.

Sendebezug: SRF zwei, 14.06.2018, 19:00 Uhr

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