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Schotten als erste Hürde Die Ukraine kämpft um mehr als das WM-Ticket

In Glasgow wollen die Ukrainer in den WM-Playoffs der kriegsversehrten Bevölkerung ein Geschenk machen.

Gut drei Monate nach der russischen Invasion in ihrem Heimatland fühlen sich die ukrainischen Nationalspieler bereit, ihre Chance auf eine Teilnahme an der WM in Katar wahrzunehmen. Zwei Siege sind dafür nötig: Sollte die Ukraine am Mittwoch in Glasgow gegen Schottland gewinnen, müsste sie am Sonntag gegen Wales nachdoppeln.

Zinchenko will Landsleute stolz machen

«Ich kann allen Ukrainern versprechen, dass jeder von uns alles geben wird, um das Spiel zu gewinnen und damit sie stolz auf uns sein können», sagte Manchester-City-Star Aleksander Zinchenko vor der Partie im Hampden Park. Die Aussage zeigt, wie aufgeladen die Gefühlslage vor dem Playoff-Halbfinal ist.

Wir bekommen ständig Nachrichten von unseren Soldaten, und sie haben nur einen Auftrag: Bitte macht alles, um zur WM zu kommen.
Autor: Taras Stepanenko

Die Ukraine bestreitet die erste Partie auf Wettkampfniveau seit dem Kriegsbeginn am 24. Februar. Mit einigen Freundschaftsspielen gegen europäische Klubteams und Trainings in Slowenien bereitete man sich vor. Die Spieler, die in der ausgesetzten heimischen Meisterschaft aktiv waren, dürften indes mit einem Trainingsrückstand zum Team gestossen sein.

Der Vorlauf auf das Spiel war nicht optimal und sorgenfrei schon gar nicht – aber das müsse eben wettgemacht werden, sagte Schachtar Donezks Taras Stepanenko: «Wir bekommen ständig Nachrichten von unseren Soldaten, und sie haben nur einen Auftrag: 'Bitte macht alles, um zur WM zu kommen.'» Ob dieser Druck beflügelt oder eher hemmend ist, wird sich zeigen – die Last auf den Schultern der Fussballer scheint immens.

Schottland in der Rolle des unliebsamen Spielverderbers?

Schwierig ist die Ausgangslage auch für den Gegner. Die Schotten stecken in einer Zwickmühle. Sie haben der Verlegung des Spiels, das eigentlich im März hätte stattfinden sollen, zugestimmt. «Wir haben ihnen geholfen, wo wir konnten», sagte Captain Andy Robertson vom FC Liverpool. «Jeder will, dass die Ukraine gewinnt, und wenn es ein anderes Land wäre, würde ich das auch wollen. Aber leider spielen sie jetzt gegen mein Land.»

Die Sympathien für den Gegner müssten deshalb Grenzen haben, so der Aussenverteidiger von Liverpool: «Am Mittwoch müssen wir bereit sein, um unsere Träume zu kämpfen.» Und die sind nun mal identisch mit jenen der Ukrainer. Schottland winkt die erste WM-Teilnahme seit 1998, während die Ukraine nach 2006 zum zweiten Mal dabei wäre.

Der Sieger des Playoff-Finals in Cardiff am Sonntag trifft an der WM, die im November beginnt, übrigens auf England, die USA und den Iran.

Andy Robertson
Legende: Bei aller Sympathie für den Gegner Auch Andy Robertson und seine Schotten wollen nach Katar. imago images/PA Images

Fussball-WM in Katar

Radio SRF 1, 01.06.2022, Morgengespräch, 06:20 Uhr ; 

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