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Viel Wirbel, kaum Vorbereitung Häberli als Estland-Coach schon vor dem 1. Einsatz gefordert

Thomas Häberli startet am Mittwoch als Estland-Trainer in die WM-Quali. Sein Einstand gleicht einem Abenteuer.

Anfang dieses Jahres wurde bekannt, dass Thomas Häberli neuer Nationaltrainer von Estland wird. Eine Anstellung, die eher durch Zufall entstanden ist, wie der bald 47-jährige Luzerner im Interview mit SRF verrät.

«Estlands Verbandspräsident Aivar Pohlak war für die Uefa in der Schweiz unterwegs und sah sich in Winterthur ein Testspiel von Flora Tallinn an. Ich wurde ihm vorgestellt, wir kamen ins Gespräch und haben einander die richtigen Fragen gestellt.»

«Heimspiel» gegen Tschechien in Polen

Das war im Januar 2019. Die Geschichte nahm ihren Lauf und so kam es, dass Häberli nun am Mittwoch mit Estland gegen Tschechien die WM-Qualifikation startet. Doch diese Mission verkomplizierte sich wegen Corona kurzfristig massiv.

Alle Spieler müssen ein negatives Testergebnis vorweisen.

Weil die Regierung erst kürzlich entschieden hat, dass die Partie gegen die Tschechen nicht in Estland stattfinden darf, wird nun in Polen gespielt. Die Uefa hat nach einem Ersatzort gesucht und ist mit Lublin fündig geworden.

Statt ein Heimspiel auszutragen muss Häberli mit seiner Equipe also kurzfristig noch ein Flugzeug besteigen. Doch das ist noch nicht alles. «Polen hat die Massnahmen nun auch verschärft», erzählt Häberli. «Alle Spieler, die einmal positiv auf Corona getestet worden sind, müssen nun ein negatives Resultat vorweisen, um einreisen zu dürfen.»

Der Verbandspräsident hat gesagt, das Ziel sei es, den letzten Platz zu vermeiden.

Estland musste auf die Schnelle sämtliche Spieler testen – und wird aufgrund von positiven Ergebnissen auch Akteure zuhause lassen müssen. «Ein paar Spieler werden dann hoffentlich bei der 2. Partie zu uns stossen können», fährt Häberli fort. Trotz des Wirbels und der ungewöhnlichen Vorbereitung, die er seit seinem Amtsantritt hatte, freut sich Häberli, dass es endlich losgeht: «Die Spannung steigt.»

In der Gruppe mit Belgien, Tschechien, Wales und Belarus ist seine Auswahl natürlich krasser Aussenseiter. Das weiss auch Häberli: «Der Verbandspräsident hat gesagt, das Ziel sei es, den letzten Platz zu vermeiden.»

Wir haben nur starke Gegner.

Einige seiner Akteure – jene, die im Ausland spielen – hat er noch gar nicht persönlich getroffen. Wegen Corona reduzierte sich das Kennenlernen auf die virtuelle Art und Weise.

Zudem war die Vorbereitungszeit sehr kurz. Ein Trainingslager in Marbella konnte ohne die Söldner aber immerhin durchgeführt werden. Aber weil die estnische Meisterschaft eben erst begonnen hat und das Coronavirus weiterhin wütet, haben viele Spieler seit Monaten keine Pflichtpartie mehr bestritten.

Alles andere als optimale Voraussetzungen also, um in eine WM-Kampagne zu starten. Doch Häberli nimmt es gelassen: «Natürlich war nicht ganz alles optimal. Aber das macht die Arbeit auch spannend.»

Die Ziele in der WM-Quali nimmt er mit gesundem Realismus in Angriff: «Wir haben nur starke Gegner. Wir wollen das Beste daraus machen, mit Freude auftreten und probieren, was wir können.»

Radio SRF 1, Abendbulletin, 22.03.2021, 18:45 Uhr ; 

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