Uli Hoeness wollte Bayern München immer «durchs grosse Tor» verlassen. Diesen Wunsch erfüllt ihm sein Klub. Die Münchner Olympiahalle wurde gemietet, um den 67-Jährigen nach 40 Jahren als Manager und Präsident auf grosser Bühne zu verabschieden. 10'000 Mitglieder werden bei der GV erwartet. Auf die Abschiedsrede warten alle gespannt. Wie üblich will er sie in freier Rede vortragen. Hoeness war und ist ein Bauchmensch.
Zwei grosse Fragen stellen sich. Wie wird es Bayern ohne Hoeness ergehen? Und vice versa? «Über meine Zukunft werde ich am Samstag nachdenken», entgegnete Hoeness. «Ich werde zum ersten Mal ohne Plan sein, ohne grosse Verantwortung – eine spannende Geschichte.»
Der ist noch da, keine Sorge.
So ganz wird Hoeness nicht gehen. Sein VR-Mandat will er bis 2023 weiter wahrnehmen. «Der ist noch da, keine Sorge», antwortete Karl-Heinz Rummenigge auf die Frage, ob er Hoeness vermissen werde.
Und der FC Bayern? Der Rekordmeister hat schon mal eine kurze Zeitspanne ohne den polarisierenden Frontmann erproben müssen, als dieser 2014 bis 2016 eine Gefängnisstrafe wegen Steuerhinterziehung absass («Der grösste Fehler meines Lebens»).
Am Anfang standen 12 Millionen – Mark!
An Hoeness lässt sich die Entwicklung des Fussballs ablesen. Als junger Manager erkannte er Trends, hatte Visionen. Mit 12 Millionen Mark Umsatz und 7 Millionen Schulden legte er 27-jährig beim FCB los. 40 Jahre später kann der Bundesliga-Krösus einen Umsatz von 750 Millionen Euro und einen Gewinn von 52 Millionen Euro vorweisen – beides Rekordwerte.
Hoeness hat die Fussballszene gespalten, zahlreiche Fehden ausgetragen. Aber auch für Vereine wie den Klassenfeind St. Pauli Benefizspiele initiiert. Der scheidende Präsident wird sein Büro an der Säbener Strasse übergeben. Siege will er mit dem Fan-Schal am Hals künftig auf einem anderen Sitzplatz der Arena bejubeln. Aber die Bayern will er öffentlich auch als Privatperson «wie eine Glucke bewachen».
Sendebezug: Radio SRF 4 News, Morgenbulletin, 15.11.2019, 06:00 Uhr
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