Eigentlich wollte Kariem Hussein keinen Appell an die Bevölkerung richten – und tat es dann doch. «Es müssen endlich alle den Verstand einschalten und aufhören, rauszugehen! Um das zu verstehen, muss man kein Arzt sein», mahnt der Thurgauer.
Kopfschütteln bei Hussein
Er habe am Mittwoch und am Donnerstag gesehen, wie in Gruppen trainiert oder Basketball gespielt wurde. «Es macht mich einfach hässig. Ich habe sie angesprochen, aber als Antwort kam ein dummer Spruch», berichtet Hussein. «Es ist eine Illusion, dass die Krankheit nur ältere und kranke Leute betrifft. Das sollte mittlerweile jeder verstanden haben.»
Es braucht wohl Strafen, sonst werden es einige nicht lernen.
Der Hürdenläufer hat die Hoffnung fast aufgegeben, dass die offiziellen Appelle etwas bringen. «Solange viele Leute nicht direkt betroffen sind, scheren sie sich nicht um die Vorschriften. Genau deswegen wird es am Ende eine Ausgangssperre geben», ist Hussein überzeugt. «Es braucht wohl Strafen, sonst werden es einige nicht lernen.»
In Kairo in Quarantäne
Hussein selbst hat turbulente Tage hinter sich. Vor rund zwei Wochen reiste er ins Trainingslager nach Kairo in Ägypten. Dort war weniger das Coronavirus Thema, als vielmehr der Niederschlag. «Es regnete so viel wie seit 130 Jahren nicht mehr», berichtet der 31-Jährige. Aufgrund der Überschwemmungen konnte er das Haus zwei Tage nicht verlassen, auch der Strom fiel aus. «Ich war also quasi in Quarantäne – wenn auch aus einem anderen Grund.»
Für Hussein stünden mit den Olympischen Spielen in Tokio und der EM in Paris in diesem Jahr zwei Grossanlässe an. Was daraus wird, daran verschwendet er derzeit keine Gedanken. «Es ist irrelevant zu überlegen, was sein wird, reine Energieverschwendung.» Der Ostschweizer nimmt Tag für Tag, passt sein Training an, trainiert zuhause oder macht Hügelläufe.
Sollte die Ausgangssperre kommen und länger dauern, wird uns das auch vor soziologische und psychische Probleme stellen.
Von seinen Erfahrungen als Spitzensportler sollen in diesen schwierigen Zeiten auch andere profitieren. «Wir sind dabei, etwas auf die Beine zu stellen. Die Übungen sollen dann für alle gratis zugänglich sein», verrät Hussein.
Es gehe dabei nicht nur ums Fitbleiben. «Sollte die Ausgangssperre kommen und länger dauern, wird uns das auch vor soziologische und psychologische Probleme stellen. Da ist es wichtig, sich regelmässig zu bewegen.»