«Ich habe von heute auf morgen begonnen, meine Laufschuhe zu schnüren und loszulaufen», sagt Fabienne Vonlanthen. Das war 2019 und die gebürtige Thurgauerin war bereits 25 Jahre alt. Anlass war der körperliche Eignungstest für die Polizei, für die sich Vonlanthen bewarb.
Der Erfolg war durchschlagend: «Ich trainierte, mein Freund begleitete mich auf dem Velo. Wir machten mal schnell einen Halbmarathon, ich blieb unter 1:30 Stunden – und fühlte mich gut dabei.»
Bis zu 120 km pro Woche
Szenenwechsel: 32 Monate später, Schweizer Halbmarathon-Meisterschaften in Sarnen. Vonlanthen holt sich in 1:18:16 Stunden überraschend den Titel. Das sind nur noch rund 10 Minuten über dem von Fabienne Schlumpf gehaltenen Schweizerrekord.
Von nichts kam die Goldmedaille allerdings nicht. Vonlanthen hat ihr Training in Zusammenarbeit mit ihrem Lebenspartner Raffael Brandenberger rasch professionalisiert. Inzwischen läuft sie wöchentlich bis zu 120 Kilometer, was zusammen mit Kraft- und Alternativtraining bis zu 20 Trainingsstunden ergibt. Bei der Schaffhauser Polizei, wo sie beschäftigt ist, konnte sie ihr Pensum reduzieren.
Schnellste Polizistin der Welt?
Den Halbmarathon-Titel verteidigen konnte Vonlanthen jüngst nicht. Wichtiger ist der 28-Jährigen aber, ihre Freude zu wahren und die persönlichen Bestzeiten zu verbessern. «Dieses Jahr will ich nutzen, um an meinen Grundlagen weiterzuarbeiten», sagt Vonlanthen. Ein Highlight sollen zudem die Polizei-Weltmeisterschaften in Rotterdam im Juli werden.
«Klar frage ich mich, was drin gelegen wäre, hätte ich mit 20 oder noch früher mit dem Laufen begonnen», räumt Vonlanthen ein. Die gute Nachricht: In ihren Disziplinen Halbmarathon und 10 km liegt das beste Laufalter höher als auf kürzeren Strecken.
Ihr erster Gratulant nach ihrem letztjährigen Titelgewinn muss es wissen: Viktor Röthlin lief seine Marathon-Bestzeit im Alter von 33, den EM-Titel holte er mit bald 36 Jahren.