Ende Juni überraschte Dominic Lobalu in Stockholm alle. Der südsudanesische Flüchtling, der seit drei Jahren in St. Gallen trainiert, lief am Diamond-League-Meeting in der schwedischen Hauptstadt über 3000 m völlig überraschend zum Sieg. Und stellte in 7:29,48 Minuten noch dazu eine neue Saisonbestleistung auf, die bis heute gilt.
Sein Trainer Markus Hagmann traute vor dem TV-Gerät kaum den eigenen Augen, als Lobalu auf der Zielgeraden auch noch am Ugander Jacob Kiplimo vorbeizog – seines Zeichens immerhin Olympia-Bronzemedaillengewinner über 10'000 m.
«Ich hatte über eine Woche keine Stimme mehr, weil ich mich dermassen heiser geschrien hatte», sagt Hagmann in Monaco, wo Lobalu am Mittwochabend zum zweiten Mal in der Diamond League an den Start geht. Dass sein Schützling dermassen schnell laufen würde und seine persönliche Bestzeit gleich um 20 Sekunden verbessern würde, hatte auch Hagmann nicht für möglich gehalten.
Doch Lobalu sei ein absoluter Wettkampftyp: «Das ist eben Dominic. Der Wettkampf ist für ihn viel einfacher als das Training. Er spürt seine Grenzen dann nicht mehr und kann noch einmal zulegen.»
Der Athlet selbst hat nach dem fantastischen Debüt Lunte gerochen. Er wolle auch im Stade Louis II wieder als Erster ins Ziel laufen, gibt er als forsche Devise heraus. «Ich bin nicht nervös. Wir haben viel trainiert. Ich bin bereit für das Rennen.»
Folgt der zweite Streich?
Anders als in Stockholm gelte es aber, den Anschluss an die Spitzenläufer von Anfang an zu halten. Eine Aufholjagd, wie sie der bald 24-Jährige vor anderthalb Monaten zeigte, kostet viel Kraft. «Wenn du zu lange hinten bist, kommst du nicht mehr nach vorne», so Lobalu.
Kiplimo, der vor zwei Jahren die neuntschnellste je gelaufene Zeit über 3000 m aufgestellt hatte, ist dieses Mal nicht dabei. Lobalus härteste Gegner dürften der Kenianer Cornelius Kemboi und der Australier Stewart McSweyn sein. Beide liess er in Stockholm hinter sich.
Weltrekord: «Wieso nicht?»
Trainer Hagmann will Lobalu weiterhin behutsam aufbauen und Schritt für Schritt verbessern. Dann sind dem Naturtalent fast keine Grenzen gesetzt.
Ursprünglich sah Hagmann den Halbmarathon und die 10'000 m als Lobalus Paradedisziplinen an. Seit Stockholm nicht mehr unbedingt: «Es reizt natürlich schon, den Weltrekord über 3000 m einmal ins Visier zu nehmen. Wieso nicht, vielleicht in zwei oder drei Jahren?»
Der Weltrekord des Kenianers Daniel Komen von 1996 liegt bei 7:20,67 Minuten – knapp 9 Sekunden unter Lobalus Bestzeit.