«6200, vielleicht sogar 6150 Punkte sollten reichen», mutmasst Annik Kälin. Zusammen mit den 6390 Zählern vom vergangenen September im französischen Talence würde dies wohl genügen, um via World Ranking das Ticket für Paris zu lösen.
Kälins persönliche Vorgabe tönt nicht nach viel, zumal die Frau aus Landquart vor zwei Jahren in München als EM-Dritte den Schweizer Rekord auf 6515 Punkte gehievt und vor zwei Monaten an der Hallen-WM in Glasgow die Medaille bei den Weitsprung-Spezialistinnen nur um drei Zentimeter verpasst hatte.
Das Knie bereitet Sorgen
Doch die 24-Jährige schlägt sich auch immer wieder mit Widrigkeiten herum: So hatte sie den Saisoneinstieg 2023 wegen eines Ermüdungsbruchs des Schienbeins verschieben müssen.
Und an der WM in Budapest stieg sie nach zwei Disziplinen mit Krankheitssymptomen vorzeitig aus. Derzeit verspürt sie beim Hochsprung recht starke Schmerzen im Knie.
Ein Sicherheitssprung muss reichen
Die angehende Physiotherapeutin fühlt sich fit genug, um einen Siebenkampf durchzustehen. Allerdings kündigt sie bereits im Vorfeld an, dass sie es im Hochsprung bei einem Sicherheitssprung belassen wird.
«Ich will einfach in der Wertung bleiben und die für Paris notwendigen Punkte in den anderen sechs Disziplinen holen», sagt sie und fügt an: «Ohne Schmerzen aus dem Wettkampf raus: Das ist das Hauptziel.»
Als Weitspringerin europäische Spitze
Götzis wird für Kälin zur Gratwanderung werden. Das lässt sich jetzt schon sagen. Die Olympia-Saison ist noch jung. Es ist nicht sinnvoll, jetzt den Heilungsprozess der Patellasehne zu stark zu stören.
Andererseits wären viele Fragen in der Saisonplanung geklärt, wenn die Olympia-Qualifikation in trockene Tücher gelegt werden kann.
Wie ein gutes Resultat in Götzis die Planung vereinfachen würde, zeigt sich am Beispiel der EM in Rom, die bereits in drei Wochen beginnt. Die Bündnerin ist wie Simon Ehammer im Weitsprung und im Mehrkampf in der Spitze präsent – im Fall von Kälin zumindest in der europäischen.
Kälin: «Meine Stärke ist die Konstanz»
Im vergangenen Winter sprang sie fünfmal weiter als 6,73 m und verbesserte den Schweizer Hallenrekord auf 6,76 m. Mit dem Olympia-Ticket im Sack würde sie wohl in drei Wochen in Italien auf den Weitsprung setzen, um eine Überbelastung zu vermeiden.
Die Chance auf eine Medaille in Rom stuft die Ostschweizerin in beiden Disziplinen als gleich gross ein. «Meine Stärke ist die Konstanz», betont sie. «Und für die Medaille braucht es dann noch die nötige Portion Glück.»
Am Wochenende in Götzis ist nun Konstanz in sechs Disziplinen gefragt. Und mit etwas Glück reicht dies für das Olympia-Ticket.