«Für solche Momente trainieren wir», jubelte Kambundji nach ihrem Sprint aufs EM-Podest. Zwei Tage nach ihrer grossen Enttäuschung – sie schied über 200 m bereits in den Halbfinals aus – feierte die Bernerin den grössten Erfolg ihrer Karriere.
Auch für Kambundji überraschend
In 11,25 Sekunden bei nahezu Windstille stiess sie die Britin Asha Philip und die Ukrainerin Natalia Pogrebnjak vom Podest und sicherte sich den Platz neben der überlegenen Dafne Schippers (10,90) sowie der Bulgarin Ivet Lalova-Collio (11,20).
Die Medaille kam auch für die beste Schweizer Sprinterin überraschend. Erst nach den Halbfinals am Vorabend, als sie in 11,23 Sekunden in ihrer Serie Rang 2 belegt hatte, tankte die 24-Jährige wieder Zuversicht. Sie begann daran zu glauben, dass abgesehen von Schippers alle schlagbar sind.
Nach Vorlage den Turbo gezündet
Die stärkste Phase in ihrem Rennen hatte Kambundji auf den letzten Metern. Der Start gelang nach etwas zuviel Vorlage nicht optimal. Aber im Gegensatz zu früheren Rennen verkrampfte sie sich in der Endphase nicht. «Ich konnte mich öffnen», sagte sie. Kambundji gewann die erste Sprint-Medaille für die Schweiz seit 1978, als Peter Muster über 200 m auch Bronze überreicht erhalten hatte.
Kambundjis Stern war vor 2 Jahren an der Heim-EM in Zürich aufgegangen. Nach Schweizer Rekorden und den Rängen 4 (100 m) und 5 (200 m) flogen ihr zwar viele Sympathien zu, doch letztlich stand sie gleichwohl mit leeren Händen da, zumal sie in der Staffel am Start den Stab verlor.
Rechtzeitig wieder in Form
In der letzten Saison legte die Bernerin leistungsmässig nochmals zu (100 m 11,07, 200 m 22,64). Ausgerechnet im EM-Jahr, in dem sie in Amsterdam die auf sie zugeschnittene Bühne vorfindet, schien der Aufwärtstrend zu brechen. Abgesehen von einem 100-m-Lauf in Weinheim mit 11,14 Sekunden kam Kambundji nicht richtig in Fahrt - bis zum grandiosen EM-Bronzelauf.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 08.07.2016, 18:25 Uhr