«Athletics like never before» – für die Schweizer Delegation hätte der Slogan der 23. Leichtathletik-EM nicht passender sein können. Nie zuvor hat die Schweiz an europäischen Titelkämpfen besser abgeschnitten als in Amsterdam.
Drei Medaillen hat Leistungssportchef Peter Haas im Vorfeld als Ziel ausgegeben, fünf sind es geworden:
- Kariem Hussein, Bronze 400 m Hürden
- Mujinga Kambundji, Bronze 100 m
- Tadesse Abraham, Gold Halbmarathon
- Tadesse Abraham, Julien Lyon, Adrian Lehmann, Team-Gold Halbmarathon
- Lea Sprunger, Bronze 400 m Hürden
Bemerkenswerte Breite
Die Medaillen-Ausbeute ist aber nur das eine. Das andere sind acht weitere Top-8-Klassierungen; beispielsweise im Stabhochsprung, über 3000 m Steeple oder im 800-m-Lauf. In den verschiedensten Disziplinen mischt die Schweiz mittlerweile vorne mit. Dabei fehlten mit Noemi Zbären und Nicole Büchler zwei Athletinnen, die in ihren Disziplinen zweifelsohne zu den Medaillenkandidatinnen gezählt hätten.
Es gibt eine Basis, die vielleicht schon nächstes Mal um Medaillen kämpfen kann.
«Wir haben zwei 4. Plätze, die nahe an der Medaille sind, und auch zwei 5. Ränge sowie weitere Finalteilnahmen. Das zeigt, dass wir nicht nur von fünf Ausnahmekönnern leben. Dahinter ist eine Basis, die vielleicht schon nächstes Mal um Medaillen kämpfen kann», fasste Haas zusammen.
Der Funke der Heim-EM
Als einen der Gründe für die «Leistungsexplosion» nennt Haas die Heim-EM in Zürich vor zwei Jahren. Damals hatte Kariem Hussein mit dem Europameister-Titel über 400 m Hürden für das grosse Highlight gesorgt.
‹Wir als Schweizer können das auch› – dieser Funke ist gesprungen.
Anderen Athleten reichte es damals trotz guten Leistungen noch nicht ganz aufs Podest. Man denke beispielsweise an Kambundji, die über 100 m Vierte, über 200 m Fünfte geworden war. «In Zürich ist etwas entstanden, eine Dynamik. Gewisse Leute haben gemerkt ‹Wir als Schweizer können das auch›, dieser Funke ist gesprungen», so Haas.
Der Ursprung des Erfolgs liegt allerdings noch ein paar Jahre weiter zurück. 2009 war im Hinblick auf die Titelkämpfe im eigenen Land das Projekt «Swiss Starters» lanciert worden. Nicht nur finanziell setzte ein Aufschwung ein, die Heim-EM diente auch als Orientierungspunkt und Motivation für die jungen Schweizer Athleten.
Rosige Aussichten
Die Gegenwart der Schweizer Leichtathletik macht Freude, die Zukunftsaussichten stimmen optimistisch. «Wir verfügen über ein junges Team und haben noch viele Leute in der Hinterhand», blickte Haas voraus.
Die siebtplatzierte Angelica Moser ist bei der nächsten EM 2018 in Berlin erst 20 Jahre alt. Und die Frauen-Staffel hat ihren Zenit auch noch nicht erreicht. Ajla Del Ponte, Sarah Atcho, Ellen Sprunger und Salomé Kora zeigten sich ob ihres 5. Rangs denn auch nicht erfreut, sondern enttäuscht.
Sendebezug: Laufende Berichterstattung zur Leichtathletik-EM in Amsterdam