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Rück- & Ausblick zum «Runden» Sandra Gasser und der unerfüllte Wunsch

Sandra Gasser wurde vor 35 Jahren des Dopings überführt. Der mysteriöse Fall lässt die Berner Mittelstrecklerin auch zum 60. Geburtstag nicht los.

Im Jahr 1987 machte sich Sandra Gasser zur vermeintlich ersten Schweizer WM-Medaillengewinnerin in der Freiluft-Leichtathletik. Doch aus dem umjubelten Bronzecoup über 1500 m in Rom wurde wenige Tage später ein Scherbenhaufen: Die extravagante Bernerin war des Dopings überführt worden.

Gasser hatte eine zweijährige Sperre abzusitzen. Die Athletin selbst beteuert ihre Unschuld, weiteren Ungereimtheiten zufolge haftet dem Vorfall bis heute ein fader Beigeschmack an. Im Audio-Beitrag oben wird beschrieben, dass eine Kontrolleurin Urin aus einer Probe verschüttet habe. Der gleiche Fall müsste heute wegen Verfahrensfehlern wohl einen Freispruch nach sich ziehen.

Ein Geschenk, das sie nie bekommen wird

Gasser feiert am Mittwoch ihren 60. Geburtstag. Beim Blick zurück auf ihr dunkelstes sportliches Kapitel nach 35 Jahren hätte sie einen einzigen Wunsch offen. «Es wäre cool, wenn die damals Involvierten ihre Schuld zugeben würden», sagt sie und fügt an, «doch ich weiss, dass dieses Geschenk nicht realistisch ist.»

Groll hegt die EM-Dritte von 1990 über 800 m – diesen Podestplatz erzielte sie nach ihrer Rückkehr – heute keinen mehr. Wie man so schön sagt, hat sie sich mit der Situation arrangiert. Sie wollte nicht im Selbstmitleid versinken, zumal andere Leute viel heftigere Schicksalsschläge zu verkraften hätten. Auch lautete ihr Credo: «Nach vorn schauen».

Heute formt sie Talente

Trotzdem muss die frühere Mittelstrecklerin damit leben, dass ihr Name nach wie vor mit Doping in Verbindung gebracht wird. Dieser Tolggen im Heft lasse sich nicht löschen, in diese Schublade sei sie nun einmal gesteckt worden.

Gasser hat in ihrem bewegten Leben längst eine neue Bereicherung mit Berührungspunkten zu ihrer Aktiv-Karriere gefunden. Sie ist Vereinstrainerin beim ST Bern und hat 17 Athletinnen und Athleten im Alter zwischen 16 und 25 Jahren unter ihrer Obhut. Auch an ihrem Geburtstag ist sie zusammen mit ihren Schützlingen auf der Trainingsbahn anzutreffen.

Radio SRF 1, Morgengespräch, 27.07.2022 06:20 Uhr ; 

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