Seit 37 Jahren hat keine Frau die zwei Stadionrunden schneller absolviert als Jarmila Kratochvilova 1983. Mit der Fabelzeit von 1:53,28 Minuten stellte die Tschechin in München eine Bestmarke auf, die bis heute Bestand hat.
Kratochvilovas 800-m-Zeit ist der älteste noch bestehende Weltrekord der Leichtathletik. Und es scheint, als würde er noch lange nicht geknackt werden.
Nur Semenya kommt annähernd heran
Zum Vergleich: Der Schweizer Rekord der Frauen liegt bei 1:57,95 Minuten, aufgestellt von Selina Büchel 2015 in Paris. Vergangenes Jahr reichten der ugandischen Überraschungssiegerin Halimah Nakaayi in Doha 1:58,04 zu WM-Gold. Kratochvilovas Zeit bleibt also bei weitem unangetastet.
Wirklich in die Nähe der Bestmarke kam bisher einzig Caster Semenya. Die Südafrikanerin, in Rio über die doppelte Stadionrunde Olympiasiegerin, stellte im Sommer 2018 in Paris in 1:54,25 eine neue persönliche Bestmarke auf. Damit lag Semenya nur knapp eine Sekunde über Kratochvilovas Fabelzeit.
Angesichts ihrer Intersexualität und der damit einhergehenden Überlegenheit wurde der Südafrikanerin ein Startverbot auferlegt – die WM in Doha verpasste sie. Nur wenn sie ihre Testosteronwerte medikamentös senkt, darf sie wieder antreten. Semenyas Einspruch gegen die «Testosteron-Regel» wurde vom TAS abgelehnt.
Kratochvilova besteht auf harter Arbeit
Zurück zu Kratochvilova. Auch die Tschechin musste sich angesichts ihrer damaligen Dominanz Fragen gefallen lassen – und muss es nach wie vor. «Kann eine Frau solche Muskeln haben?» fragte etwa das Magazin Sports einst. Und Kratochvilova beharrte stets darauf: «Ja, wenn sie so hart trainiert wie ich.»
Ein Dopingvergehen konnte der Tschechin, die bei ihrem Weltrekord 32-jährig war, nie nachgewiesen werden. Noch immer aber überschattet der Verdacht des Anabolika-Dopings ihre Fabelzeit von 1983. Kratochvilovas Paradedisziplin waren die 400 m. Bei ihrem Weltrekord in München trat sie erst zu ihrem 3. Rennen überhaupt über die doppelte Stadionrunde an.
Die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles verpasste Kratochvilova, weil die Ostblockstaaten die Spiele boykottierten. An ihre ganz grossen Erfolge konnte sie danach nicht mehr anknüpfen. 1987 beendete sie ihre aktive Laufbahn.