Mujinga Kambundji ist so schnell unterwegs wie nie zuvor. Mit WM-Bronze über 60 m in der Halle gelingt ihr in Birmingham die vorläufige Krönung ihrer Karriere. Mit 25 Jahren – und nach einer Vorbereitung voller Turbulenzen.
Denn auf der Suche nach einem neuen Trainer hat die Bernerin einen Irrweg hinter sich. Zu einem grossen Teil ist sie auf sich alleine gestellt – so kam's:
- Im Oktober trennt sich Kambundji von ihrem langjährigen Coach Valerij Bauer, löst sich von der Trainingsgruppe in Mannheim. «Ich spürte schon im Sommer, dass es an der Zeit für etwas Neues ist.» Anpassungen alleine erzielen nicht mehr den gewünschten Effekt.
- Die neu aufgegleiste Zusammenarbeit mit dem Niederländer Henk Kraaijenhof hat nur gerade einen Monat Bestand. «Am Anfang hat's gut gepasst. Doch das Drumherum ging für beide nicht auf», kommentiert die Sprinterin das Ende per Dezember 2017.
2 Monate vor der Hallen-WM drängte die Zeit – Kambundji aber wollte sich nicht noch mehr Stress aufbürden und sich schon wieder auf einen neuen Trainer einlassen. Also kehrte sie unter anderem zurück zu Jugendtrainer Jacques Cordey.
Von Köniz aus «ferngesteuert»
Beim Besuch im «sportpanorama» verrät das Gespann, wie die Athletin aus der Ferne die Impulse ihres Coaches empfing – und erfolgreich umsetzte.
Cordey verfolgte zu Hause in Köniz die Rennen am TV, nahm diese auf und gab dann direkt aus dem Wohnzimmer seine Inputs am Telefon und via WhatsApp weiter. «Nicht mit jedem Schützling kann man solche Feinabstimmungen während des Wettkampfs vornehmen», weiss er.
Doch Kambundji nahm die Verbesserungsvorschläge auf – etwa in Bezug auf die Schrittfolge, Stabilität im Hüftbereich oder die Einstellung des Startblocks – und reüssierte prompt.
Die Fühler sind ausgestreckt
Cordey ist überzeugt, dass Kambundji in 2 Jahren ihren Zenit erreicht hat. «Bis dann liegt noch etwas drin.» Ausser Frage steht, dass Kambundji für den Aufbau wieder ein professionelles Trainingsumfeld benötigt. «Eine Lösung mit mir als Feierabend-Coach ist zwar nett. Sie aber braucht die beste Lösung», sagt Cordey mit einem Schmunzeln. Anzunehmen ist, dass diese im Ausland, wohl am ehesten in Europa, zu finden ist.
Sendebezug: SRF zwei, «sportpanorama», 04.03.2018 18:30 Uhr