- Am Freitag wurde der Untersuchungsbericht zu den Vorfällen in der Rhythmischen Gymnastik publiziert.
- Sportliche Ambitionen müssten heruntergeschraubt werden, schreibt die beauftragte Anwaltskanzlei Pachmann Rechtsanwälte .
- Zudem wird ein Neustart mit neuem Personal und Kontrollinstanzen angeregt.
Die sportlichen Zielsetzungen in der Rhythmischen Gymnastik müssen stark redimensioniert werden. Dies bringt der vom Schweizerischen Turnverband in Auftrag gegebene Untersuchungsbericht zutage.
Die anständige und korrekte Behandlung der Gymnastinnen hat höchste Priorität, gleichzeitig müssen Trainerinnen und Funktionäre vor Vorverurteilungen geschützt werden.
«Sich für Olympia zu qualifizieren, ist unter den gegebenen Rahmenbedingungen und mit der aktuellen Infrastruktur nicht realistisch», schreibt die Anwaltskanzlei Pachmann Rechtsanwälte in ihrem Bericht.
Ebenso schlägt die Kanzlei die Einsetzung einer medizinischen Kommission sowie einer nationalen Meldestelle vor und regt einen Neustart des Verbandes mit neuem Personal an. «Die anständige und korrekte Behandlung der Gymnastinnen hat höchste Priorität, gleichzeitig müssen Trainerinnen und Funktionäre vor Vorverurteilungen geschützt werden.»
Neue Direktorin Wertli vor grossen Aufgaben
Der personelle Neustart soll unter der neuen STV-Direktorin Béatrice Wertli vonstattengehen, die Anfang Januar gewählt wurde. Sie ist sich der Schwierigkeit der Aufgabe bewusst: «Wir können die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, aber wir können die Zukunft gestalten.»
Wertli wird zusammen mit dem noch zu bestimmenden neuen Chef Spitzensport die Überarbeitung des Spitzensportkonzeptes der Rhythmischen Gymnastik in Angriff nehmen.
Viele Veränderungen in kurzer Zeit
Seit sich im Juni einige ehemalige Gymnastinnen an die Öffentlichkeit gewandt und von schweren Verfehlungen sowie physischen und verbalen Übergriffen in der Rhythmischen Gymnastik berichtet hatten, blieb im STV kein Stein auf dem anderen.
- Das Arbeitsverhältnis mit Felix Stingelin, Chef Spitzensport, wurde in gegenseitigem Einverständnis rückwirkend per Ende Oktober 2020 aufgelöst.
- Der langjährige Geschäftsführer Ruedi Hediger trat im November zurück.
- Fabio Corti wurde auf Beginn des Jahres als neuer STV-Präsident und Nachfolger von Erwin Grossenbacher gewählt.
Auch wurden einige im Bericht angesprochene Punkte bereits angestossen:
- Der Exekutivrat von Swiss Olympic, der Dachverband im Schweizer Sport, hiess an einer Sitzung im November eine nationale unabhängige Meldestelle gut.
- Auch das eidgenössische Parlament stimmte während der Dezember-Session einer Motion zur Einrichtung einer solchen zu. Diese Meldestelle soll 2022 eingeführt werden.
- Zudem gründete der STV eine Ethikkommission, die seit November tätig ist.
Ein Bericht über die Vorgänge im Kunstturnen ist noch ausstehend.