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Curling-EM in Schottland Mit einer Portion jugendlicher Naivität zum ersten EM-Titel?

Am Samstag beginnt in Aberdeen die Curling-EM. Bei den Schweizerinnen kann man auf ein neues Gesicht gespannt sein.

Obschon die Schweizer Frauen Ende März dieses Jahres in Schweden zum 3. Mal ihren WM-Titel erfolgreich verteidigten, trennte sich das Team Tirinzoni Anfang Mai von seiner damaligen Lead-Spielerin Briar Schwaller-Hürlimann. Als Grund gab die Equipe des CC Aarau die Sorge um die Team-Harmonie an.

Wenige Tage später präsentierten Tirinzoni und Co. bereits die Nachfolgerin von Schwaller-Hürlimann. Selina Witschonke verliess das Team von Michèle Jäggi, um sich den amtierenden Weltmeisterinnen anzuschliessen.

Entscheid nicht bereut

Die abrupte Trennung von Schwaller-Hürlimann mussten speziell die beiden dienstältesten Spielerinnen des Teams, Skip Silvana Tirinzoni und Alina Pätz, Mal für Mal erklären. Auch vor dem Abflug an die Europameisterschaften in Schottland war die Ausbootung noch ein Thema. Sowohl für Tirinzoni als auch für Pätz ist jedoch klar, dass es die richtige Entscheidung war:

  • Tirinzoni: «Wir hatten das Gefühl, dass die aktuelle Zusammensetzung erfolgsversprechender ist. Veränderungen sind normal im Sport. Für die betroffene Person ist es sehr schwierig, doch im Sport ist es nichts Aussergewöhnliches.»
  • Pätz: «Für uns war es kein so grosses Theater wie von den Medien dargestellt. Wir waren zwar sehr erfolgreich, aber es gab 2-3 Sachen, in denen das Team nicht sehr harmonisch war. Für uns war es der richtige Entscheid, diesen haben wir zu keinem Zeitpunkt bereut.»

Frischer Wind dank Witschonke

Auch in der neuen Zusammensetzung ist das Team Tirinzoni bestens unterwegs. Anfang November konnte es in Halifax ein Turnier gewinnen, wenige Tage später erreichte das Quartett mit Carole Howald, Witschonke, Tirinzoni und Pätz beim National, dem zweiten von vier Grand-Slam-Events, den Halbfinal.

Für Witschonke wird es das erste Mal sein, dass sie die Schweiz in der Elite vertritt. «Die Vorfreude ist riesig», so die 24-Jährige. Die im Engadin geborene und in Luzern wohnhafte Debütantin ist sich durchaus bewusst, dass ihr Wechsel zum erfolgsverwöhnten Team Tirinzoni auch einen gewissen Druck mit sich bringt. Ein Problem damit hat sie nicht: «Den grössten Druck mache ich mir selber. Ich stecke mir seit Jahren hohe Ziele. Dieser Wechsel ist nun ein weiterer Schritt», sagt Witschonke.

Eine EM-Medaille als Ziel

Die Second-Spielerin fühlt sich in ihrem neuen Team bestens integriert. Witschonke ist überzeugt, dass sie ihren Teil zum Erfolg beitragen kann: «Ich bin die Junge, die etwas Frisches reinbringt», meint sie. Genau dieses «Frische» hebt auch Pätz bei ihrer Teamkollegin hervor: «Sie ist im positiven Sinne fast ein bisschen naiv in der Curling-Welt, das ist sehr erfrischend», so die Spielerin, welche im Team Tirinzoni die letzten beiden Steine spielt. Diese «positive Naivität» von Witschonke habe dem Team schon so manchen Lach-Moment beschert. «Gewisse Spieler, die für uns Legenden sind, kennt sie nicht einmal. Dafür weiss sie andere Dinge, die wir überhaupt nicht auf dem Radar haben», erzählt Pätz.

Zum Spass reisen Witschonke und Co. aber nicht nach Schottland, dafür sind sie zu ambitioniert. Während an den WM-Turnieren seit 2019 kein Weg an den Schweizerinnen vorbeiführt, fehlt ein EM-Titel noch im Palmarès. Nun nehmen die Serien-Weltmeisterinnen den nächsten Anlauf, Europas Curling-Thron zu erobern. Oder in den Worten der Debütantin Witschonke: «Eine Medaille wäre super, je goldiger desto besser.»

Auch die Männer blicken vorfreudig auf die EM voraus

Curling-EM 2023

SRF zwei, Sportflash, 16.11.2023 20:00 Uhr ; 

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