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Tirinzonis Taktik zu WM-Gold 127 Ends gespielt – und jedes im Kopf gespeichert

Silvana Tirinzoni hat mit ihrem Team zum 2. Mal in Folge WM-Gold erobert – und im «sportpanorama» eine Challenge gemeistert.

Silvana Tirinzoni kann genau benennen, was für sie den Reiz am Curling ausmacht. Seit einem Vierteljahrhundert ist die heute 41-Jährige mit dem Sport – auch «Schach auf Eis» genannt – eng verbunden. 1999 startete sie bei ihrer 3. Teilnahme zum WM-Titel auf Juniorinnenstufe durch. Mittlerweile zählt die Zürcherin, die Chefin des Teams CC Aarau, auch zwei Goldmedaillen bei Elite-Weltmeisterschaften (2019/2021) zu ihrem stolzen Palmarès.

«Die Taktik hat mich schon immer fasziniert. Sie macht für mich unseren Sport interessant», schildert die Betriebsökonomin, die aktuell als Profi unterwegs ist. Sie könne sich voll reinhängen in strategische Spielsituationen und wolle auch immer wieder Neues entdecken. «Mir würde etwas fehlen, könnte ich im Team nicht die Position des Skip bekleiden», betont Tirinzoni.

Tatsächlich ist ihr Quartett speziell besetzt. Als Skip gibt Tirinzoni nämlich nicht die letzten beiden Steine ab, sondern überlässt diesen Part Alina Pätz, der designierten Nummer 3 in ihren Reihen. «Es gibt unter Druck kaum jemand auf der Welt, der besser spielt als Alina. Je wichtiger das Spiel, desto mehr kann man auf sie zählen. Falls sie überhaupt mal einen schlechten Tag einzieht, tut sie dies meist in der Vorrunde», adelt die Team-Chefin ihre sportliche Weggefährtin.

Zusammengekommen sind die zwei nach einer beidseits nicht befriedigenden Saison 2017/18. «Es war eine Sache von 5 Minuten am Telefon, denn wir wollten beide gemeinsam besser werden», erinnert sich Tirinzoni. Jede Spielerin im Team hat eine zentrale Rolle. «Der Siegeswille bei jedem Einzelnen ist grösser. Es geht niemandem darum, im Mittelpunkt zu stehen.»

Verblüffendes Erinnerungsvermögen

Tirinzoni selbst gilt als gewiefter Taktikfuchs, als Strategin durch und durch. «Es geht immer darum, die perfekte Lösung zu finden. Man muss aber jederzeit die aktuellen Bedingungen in die Entscheidungsfindung einfliessen lassen und dabei antizipieren, welchen Stein man dem Gegner überlassen will», erklärt sie.

127 Ends hat sie bis vor 8 Tagen bis zur Titelverteidigung an der WM in Calgary absolviert. Dank ihrem fotographischen Gedächtnis kann sie sich auch Jahre danach noch spielend an die einzelnen Situationen erinnern. Im «sportpanorama» am Sonntag gab es die Probe aufs Exempel. Tirinzoni konnte allen drei Beispielen die richtige Situation zuordnen ( siehe Video zuoberst ).

SRF zwei, «sportpanorama», 16.05.2021 18:30 Uhr ; 

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