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Endspurt bei Schach-WM Trotz «Leaks»: Ding sorgt mit Ausgleich für Thriller-Finale

Ding (links) und Nepomnjaschtschi sitzen sich gegenüber
Legende: Hoch konzentriert Ding Liren (links) und Jan Nepomnjaschtschi. Reuters/Turar Kazangapov
  • Dem Chinesen Ding Liren gelingt bei der Schach-WM im kasachischen Astana der 3. Sieg über seinen russischen Finalgegner Jan Nepomnjaschtschi.
  • Damit steht es nach 12 Partien 6:6 unentschieden. Steht es auch nach 14 Partien remis, geht es mit verkürzter Bedenkzeit in die Verlängerung.
  • Der Sieger wird Nachfolger von Magnus Carlsen (NOR), der wegen «Motivationsmangel» auf eine Titelverteidigung verzichtete.

Es war ein unerwarteter Erfolg am Mittwoch für den 30-jährigen Ding Liren: «Ich war kurz davor zu verlieren, also versuchte ich, das Spiel mit einigen Taktiken zu verkomplizieren», so der Chinese nach seinem Sieg in 38 Zügen.

Ähnlich sah es «Nepo» Nepomnjaschtschi: «Meine Position sah zwischenzeitlich so aus, als würde ich gewinnen.» Aber offensichtlich sei er «heute nicht präzise genug» gewesen.

Der Ausgleich kam auch aus zwei anderen Gründen überraschend:

  • Letzte Woche waren Trainingspartien von Ding mit seinen Sekundanten online aufgetaucht, in der sich der Chinese offenbar mit den Stärken seines Gegners auseinandersetzte. Etliche Schach-Fachleute sahen in den Leaks einen Nachteil für Ding.
  • Im Unterschied zu Neuling Ding ist es für Nepomnjaschtschi bereits die 2. WM: Der Russe forderte Ende 2021 Titelverteidiger Carlsen heraus und sammelte Erfahrung darin, über einen längeren Zeitraum immer wieder auf denselben Gegner zu treffen.

Kein «Regierungsspieler»

Wegen des russischen Ukraine-Krieges muss Nepomnjaschtschi in Astana unter neutraler Flagge antreten. Als grosser Anhänger von Russlands Präsident Wladimir Putin gilt er eh nicht: Kurz nach Beginn der Invasion im Februar 2022 unterzeichnete «Nepo», der aus Brjansk stammt (rund 100 km Luftlinie von der ukrainischen Grenze entfernt), eine Antikriegs-Petition.  

Carlsen: Rufer in der Wüste

Dass es überhaupt einen neuen Weltmeister geben wird, ist dem schon vor Längerem angekündigten Rückzug Carlsens zu verdanken. Der norwegische Dominator der letzten Jahre kann sich für das WM-Format nicht mehr erwärmen. Er fordert die Verkürzung der Bedenkzeit. Carlsen ist ein gebranntes Kind: Vor gut 16 Monaten dauerte eine WM-Partie fast 8 Stunden.

Der eher konservative Welt-Schachbund FIDE hat bislang allerdings keine Signale ausgesandt, dass das Format abgeändert werden könnte.

Audio
Ruiniert sich der Schach-Bund selber? Carlsen fordert Änderungen im WM-Format (Radio SRF)
03:06 min Bild: Imago/Xinhua
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 6 Sekunden.

Radio SRF 3, 25.04.2023, 17:00 Uhr;

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