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Wer schlägt in München zu? Die grössten Schweizer Trümpfe an den European Championships

Am Donnerstag wird an den European Championships die Medaillenjagd eröffnet – mit diesen Schweizer Hoffnungsträgern.

Mujinga Kambundji, Simon Ehammer, Jolanda Neff und Stefan Küng.
Legende: Gehören zu den Schweizer Trümpfen in München Mujinga Kambundji, Simon Ehammer, Jolanda Neff und Stefan Küng. Imago/Michal Cerveny /frontalvision/Andrea Staccioli/Insidefoto

In München werden in den nächsten 11 Tagen insgesamt 177 Medaillensätze vergeben. Um einige davon werden auch die Schweizer Athletinnen und Athleten ein Wörtchen mitreden wollen. Die besten Chancen auf EM-Edelmetall darf man sich in den Sparten Leichtathletik und Rad ausrechnen. Aber auch im Beachvolleyball oder im Rudern gibt es aus Schweizer Sicht Anwärterinnen und Anwärter auf Medaillen:

Leichtathletik

  • Sprint: Im Münchner Olympiastadion wird Mujinga Kambundji eine der grossen Schweizer Attraktionen sein. Seit ihrem Bronze-Coup an der WM 2019 in Doha sprintete die Bernerin an grossen Titelkämpfen in einen Final nach dem anderen. Die amtierende 60-m-Hallenweltmeisterin hat in Sachen EM zudem noch eine Rechnung zu begleichen: Vor 4 Jahren in Berlin wurde sie über 100 und 200 m zweimal Vierte.
  • Staffel: Endlich die Früchte der letzten Jahre ernten will in München auch die 4x100-m-Staffel der Frauen, bei der Kambundji gesetzt ist. Auch für das Staffel-Quartett hatte vor 4 Jahren in Berlin der 4. Platz resultiert. Die WM in Eugene verlief zuletzt enttäuschend.

  • Zehnkampf: An der WM in Eugene wollte er es noch im Weitsprung wissen, an der EM in München tritt Simon Ehammer in seiner angestammten Disziplin Zehnkampf an. Der Schweizer Rekordhalter hat als aktuelle europäische Nummer 5 intakte Medaillenchancen. Als Favorit tritt der frischgebackene Weltmeister Kevin Mayer an.
  • 110 m Hürden: In grossen Rennen blieb Jason Joseph auch schon mal hinter den Erwartungen zurück. Dass es der Baselbieter drauf hat, zeigte er an den Schweizer Meisterschaften. Die 13,25 Sekunden bedeuten die fünftbeste europäische Zeit in dieser Saison – und etliche, nur um wenige Hundertstel schnellere Athleten hatten bei ihren Läufen mehr Windunterstützung.

Rad

  • MTB: An Olympia haben die Mountainbikerinnen vor einem Jahr in Tokio gross abgeräumt. Jolanda Neff , Sina Frei und Linda Indergand heimsten gleich den kompletten Medaillensatz ein. Neffs Formstand scheint rechtzeitig auf die EM (und die eine Woche später stattfindende WM) seinen Höhepunkt zu erreichen, wie sie zuletzt in Mont-Sainte-Anne eindrücklich bewiesen hat. Mit Alessandra Keller haben die Schweizerinnen eine weitere äusserst starke Kandidatin in ihren Reihen, die für einen Medaillen-Coup in Frage zu kommen scheint. Ähnlich wie Filippo Colombo bei den Männern hat sie heuer definitiv den Durchbruch geschafft. Wie fit Mathias Flückiger , der sich kurzfristig doch für einen EM-Start entschieden hat, nach seiner Corona-Erkrankung ist, wird sich zeigen.
  • Strasse: Interessant wird aus Schweizer Sicht einmal mehr das Zeitfahren. Die Bernerin Marlen Reusser tritt in München als Titelverteidigerin an. Die Olympiazweite von Tokio scheint sich rechtzeitig auf die Titelkämpfe von einer Hirnerschütterung zu erholen. Bei den Männern nimmt Stefan Küng nach seinen EM-Titeln 2020 und 2021 das Triple ins Visier.
  • BMX Freestyle: An den Olympischen Spielen in Tokio hat Nikita Ducarroz durch ihre Bronzemedaille diese Disziplin (auch «Park» genannt) in den Fokus gerückt. Die Amerika-Schweizerin, die ausgerechnet am Final-Tag ihren 26. Geburtstag feiern wird, hatte 2021 zudem WM-Silber geholt. Wettbewerbe im BMX Racing finden in München nicht statt.

Beachvolleyball

Richtig gut unterwegs sind derzeit auch die Schweizer Beachvolleyballerinnen. Zuletzt gewannen die beiden Duos Tanja Hüberli/Nina Brunner und Anouk Vergé-Dépré/Menia Bentele den erstmals ausgetragenen Nations Cup in Wien. Wie man an Titelkämpfen performt, wissen beide: Hüberli/Brunner treten in München als Titelverteidigerinnen an, Vergé-Dépré hatte in Tokio mit ihrer aktuell verletzten Partnerin Joana Heidrich Olympia-Bronze gewonnen.

Rudern

  • Einen Titel sowie zwei Silbermedaillen und eine Bronzemedaille hat Skifferin Jeannine Gmelin an Europameisterschaften bereits gewonnen. Ob in München eine dazukommt? Die Ustermerin legte nach Tokio eine längere Pause ein und begann erst Ende März/Anfang April wieder voll mit dem Training. Der 3. Rang in Luzern vor einem Monat und der 2. zuvor in Posen lassen dennoch auf eine Medaille hoffen.
  • Eine solche peilt auch der Leichtgewichts-Doppelzweier der Männer an, der als amtierender Gesamtweltcupsieger antritt. Das Duo Raphaël Ahumada/Jan Schäuble gewann den Weltcup-Auftakt in Belgrad. Diese olympische Bootsklasse wurde zu einem Flaggschiff der Schweizer Ruderer und die Schweiz feierte in Luzern den Gewinn des Gesamtweltcups.
  • Heisse Aussenseiterchancen haben die vier jungen Frauen im Doppelvierer . Das Quartett Pascale Walker/Lisa Lötscher/Salome Ulrich/Célia Dupré gewann Silber beim Weltcup in Posen und kann Ähnliches wiederholen.
  • Gespannt und mit Medaillenambitionen sticht der neuformierte Vierer ohne Steuermann der Männer ins Rennen. Die drei Olympia-Ruderer Roman Röösli, Andrin Gulich und Joel Schürch starten gemeinsam mit Tim Roth in eine neue Bootsklasse mit dem Fernziel Olympia 2024. Und viele trauen ihnen bereits bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt bei der EM einen Podestplatz zu.

Triathlon

  • Julie Derron ist als Titelverteidigerin die Gejagte in München. Mit der Startnummer 1 wird sie als erste ihren Startplatz auswählen können, ob ihr ein Jahr nach dem Erfolg in Valencia wieder der Sprung aufs Podest gelingt, ist fraglich. Das Teilnehmerinnenfeld ist besser besetzt als vor einem Jahr in Valencia. Nach den Olympischen Spielen in Tokio haben die besten 12 klassierten Athletinnen aus Europa auf die kontinentalen Meisterschaften verzichtet. An den EC in München ist die Ausgangslage anders. Die besten Europäerinnen werden an der «grossen» EM versuchen, sich im Scheinwerferlicht zu zeigen. Die Titelverteidigung wird darum für die Schweizerin, die seit dem Europameistertitel in diesem Jahr erst drei Einzelrennen bestritten hat (Ränge 2, 9, 13) trotz guter Form, schwer.
  • Max Studer , der Sprint-Europameister des letzten Jahres, kann in München eine Medaille gewinnen. Er hat zwar einen schlechten Jahresbeginn 2022 hinter sich, musste sich mit viralen Magenproblemen rumschlagen und konnte nur reduziert trainieren. Rechtzeitig auf die Europameisterschaften scheint Studer seine alte Form wieder gefunden zu haben. Wenn er seine Form abrufen kann, dann gehört der Olympia-Neunte zu den Medaillenanwärtern.

SRF zwei, Sportpanorama vom 07.08.2022, 18:00 Uhr ; 

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