Zum Abschluss der Qualifikation für die EM 2022 in Ungarn und der Slowakei trifft die Schweiz in der Gruppe 7 am Mittwoch in Winterthur auf Weltmeister Dänemark und am Sonntag auswärts auf Nordmazedonien. Um das Ticket für die Endrunde zu lösen, braucht die Nati Punkte. SRF-Experte Manuel Liniger blickt voraus auf die kommenden Aufgaben.
SRF Sport: Manuel Liniger, mit Dänemark kommt am Mittwoch der frischgebackene Weltmeister und amtierende Olympiasieger in die Schweiz. Hat die Nati überhaupt eine Chance?
Manuel Liniger: Selbstverständlich. Sie hat in den letzten paar Jahren des Öfteren gezeigt, dass sie gegen Mannschaften wie Dänemark bestehen kann. Die Schweiz spielt zuhause. Auch wenn es keine Zuschauer hat, ist man trotzdem in gewohnter Umgebung. Und es geht um alles, deshalb werden sie auch alles investieren. Ich bin mir sicher, dass sie die grosse Überraschung schaffen können.
Es gibt wenige Mannschaften in Europa, die dieses System auf diesem Niveau spielen wie die Schweizer.
Welche Stärken muss die Schweiz ausspielen, um gegen die Dänen bestehen zu können?
Es fängt vor allem einmal in der Deckung an. Sie müssen ihre gewohnt stabile Deckung stellen können. Und sie brauchen einen überragenden Goalie. Es ist mitentscheidend, dass man dieses Duell gegen die dänischen Torhüter gewinnt. Vorne im Angriff sollten sie über weite Strecken mit dem 7 gegen 6 agieren, da hat man sich eine gewisse Sicherheit erarbeitet und es passieren wenige technische Fehler. Es gibt wenige Mannschaften in Europa, die dieses System auf diesem Niveau spielen wie die Schweizer. Für mich ist es eines der Hauptrezepte, um so grosse Gegner schlagen zu können.
Warum ist Dänemark so viel besser als die Schweiz?
Es fehlt in der Schweiz wahrscheinlich ein bisschen die Breite und auch die internationale Erfahrung. Die Dänen haben einfach eine riesige Ansammlung an Weltklassespielern, die ihre Erfahrungen bei grossen Turnieren sammeln konnten. Die Schweizer haben auch bewiesen, dass sie auf einem sehr hohen Niveau spielen können. Es fehlt einfach noch an Erfahrung und an Konstanz, um regelmässig gegen die grossen Gegner zu bestehen.
Dänemark ist so gut wie qualifiziert und kann es sich erlauben, quasi mit einem B-Team in die Schweiz zu reisen. Gibt es denn überhaupt eine Schwachstelle bei ihnen?
Wir sprechen hier vom Weltmeister und Olympiasieger, sie haben natürlich weniger Schwachstellen als andere Nationen. Wenn wir aber eine herauspicken wollen, ist es die Abwehr. Dort haben sie ab und zu gezeigt, dass sie nicht ganz so sattelfest sind oder sich zu sehr auf ihren Weltklasse-Goalie Niklas Landin verlassen. Er wird aber möglicherweise nicht dabei sein, das könnte eine Chance für die Schweiz sein.
Nordmazedonien hat bewiesen, was man herausholen kann mit viel Einsatz sowie einer guten Taktik. Und, dass man die Dänen auch auf dem falschen Fuss erwischen kann.
Nordmazedonien hat mit einem 33:29-Sieg gezeigt, wie es geht, diese Dänen zu schlagen. Wird sich die Schweiz da etwas abschauen?
So wie ich die Mannschaft und Trainer Michael Suter kenne, verlässt man sich mehr auf die eigenen Stärken und schaut nicht darauf, was andere gemacht haben. Aber Nordmazedonien hat sicher bewiesen, was man herausholen kann mit viel Einsatz sowie einer guten Taktik. Und, dass man die Dänen auch auf dem falschen Fuss erwischen kann.
Die Schweiz steht mit dem Rücken zur Wand. Gegen Dänemark kann aber nicht wirklich mit Punkten gerechnet werden.
Man hat jetzt 2 Chancen, die nötigen Punkte einzufahren. Man wird gegen Dänemark zu Beginn sicher alles investieren. Je nach Resultat werden dann vielleicht Kräfte für das Spiel gegen Nordmazedonien gespart. Aber die Schweiz ist sicher nicht chancenlos, auch aufgrund der Ausgangslage. Für die Nati geht es um alles, für die Dänen eigentlich um nichts mehr. Anscheinend lassen sie den einen oder anderen Weltklassespieler zuhause. Allerdings werden die Spieler, die einspringen, alles geben, um sich für weitere Aufgebote aufzudrängen.
Die Schweiz hat mit der starken WM eine Euphorie im Land entfacht. Wenn sie jetzt die EM verpassen, wäre das natürlich eine herbe Enttäuschung. Warum schaffen die Schweizer die Qualifikation doch noch?
Weil es ihnen gelingt, in einem dieser beiden Spiele als Mannschaft über sich hinauszuwachsen. Und weil sie das Optimum erreichen und auf mehreren Positionen wirklich die maximale Leistung abrufen können.