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Handballerin im grossen Glück Kündig: «Ich erlebte unglaublich viele Gänsehaut-Momente»

Neuer Klub und doppelt ungewohntes Rampenlicht – Handballerin Kerstin Kündig blickt auf turbulente Tage zurück.

Innert fünf Tagen musste Kerstin Kündig ihre Taschen packen und aus dem dänischen Viborg ins süddeutsche Bietigheim dislozieren. Was sich wie ein spektakulärer Last-Minute-Trade aus der NHL anhört, war für Kündig von existenzieller Bedeutung: Ihr Team war in finanzielle Schwierigkeiten geraten und der Profi-Handballerin drohte die Arbeitslosigkeit.

Anruf aus der Champions League

Ein Klingeln in der Hosentasche sollte der Schweizer Nati-Anführerin in die Karten spielen. «Hättest du Lust, ab kommendem Wochenende in der Champions League mitzuspielen», fragte die Stimme am anderen Ende der Leitung. Kündig überlegte nicht zwei Mal und unterschieb wenig später einen Vertrag bis zum Saisonende bei der SG BBM Bietigheim.

«Am Dienstagabend unterzeichnete ich die Dokumente und am Mittwoch bin ich bereits ausgewandert», erinnert sich Kündig im Gespräch mit SRF Sport. Ihr neuer Arbeitgeber ist aber alles andere als eine Notlösung: In Bietigheim-Bissingen erwartete Kündig der deutsche Meister und Pokalsieger, welcher sich in der abgelaufenen Spielzeit auch den Sieg in der European League sichern konnte.

Nichtsdestotrotz: «In der Champions League sind die Gegnerinnen von anderem Kaliber.» Für die ambitionierte Kündig steht bei diesem Wechsel denn auch das Sportliche im Fokus. «Die Nähe zur Familie ist ein netter Nebenaspekt, aber nicht der ausschlaggebende Faktor.»

Stolz auf die Sport-Schweiz

Einen anderen Anruf, der Kündigs Gefühlswelt in jüngerer Vergangenheit durcheinander gebracht hat, war jener von den «Sports Awards». «Was habe denn ich in dieser Auswahl zu suchen?», sei ihre Reaktion gewesen, als sie von ihrer Nomination für die MVP-Wahl (Most Valuable Player) mit 6 Kandidatinnen und Kandidaten erfuhr. Tiefgestapelt für eine Handballerin internationalen Formats, welche bei der kürzlich erfolgten Schweizer EM-Premiere eine Leaderrolle übernahm und Roman Josi «eine Inspiration» nennt.

Der Eishockeyaner Josi hat im Voting dann tatsächlich auch das Rennen gemacht. Und Kündig belegte hinter Granit Xhaka den bemerkenswerten 3. Rang. Die 29-Jährige blickt uneingeschränkt positiv auf den besonderen Abend zurück. Sie streicht die grosse Anzahl an Sport-Persönlichkeiten heraus, welche das kleine Land hervorbrachte und schätzte den Austausch mit Sportlerinnen und Sportlern aus anderen Disziplinen. «Ich erlebte unglaublich viele Gänsehaut-Momente», schwärmt Kündig.

SRF zwei, Sportflash, 23.12.2022 20:00 Uhr ; 

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