Der Supercup der Handballer Ende August. Es ist das Duell zwischen Ligakrösus Kadetten Schaffhausen und dem aufstrebenden HC Kriens-Luzern, Meister gegen Cupsieger. Der Saisonauftakt geht an die Kadetten, Kriens-Luzern verliert nicht nur das Spiel, sondern auch Goalie Kévin Bonnefoi, der sich am Oberarm verletzt. Ein Problem, um dessen Lösung sich der Sportchef noch während der Partie kümmern muss.
Viele Sportler würden sich einen solchen Anschluss wünschen.
Dieser Sportchef heisst Nik Tominec. Bis gut 2 Monate vor erwähntem Supercup stand er noch selber auf dem Feld – im ikonischen orangen Kadetten-Dress. In 11 Saisons sammelte er nicht weniger als 7 Meistertitel, 3 Cupsiege und 7 Supercup-Triumphe. In über 300 Partien schoss er mehr als 600 Tore. Tominec war nichts weniger als eine Identifikationsfigur bei den Schaffhausern. Eine Hüftverletzung beschleunigte sein Karriereende.
Ein fliegender Wechsel. Pause vom Handball brauchte Tominec keine: «Im Gegenteil. Ich hatte Respekt davor, dass ich den Sport nach dem Karriereende vermissen würde. Darum habe ich die Chance sofort ergriffen. Viele Sportler würden sich einen solchen Anschluss wünschen.» Was auch als gutes Zeichen zu deuten sei: Dass er seine neue Aufgabe bislang vor lauter Spass gar nicht als Arbeit wahrnehme.
Auch als Fussball-Profi unterwegs
Nun also die zweite Karriere beim grossen Konkurrenten. Das mag nicht allen gefallen, doch für Tominec ist es auch eine Rückkehr. Seine Handball-Karriere lancierte er bei Borba Luzern, später absolvierte er eine Spielzeit bei Kriens-Luzern. Der heute 32-Jährige spielte zudem Fussball im Nachwuchs des FC Luzern (nebst anderthalb Saisons als Fussballprofi bei Olimpija Ljubljana).
Voll des Lobes für «seinen» neuen Sportchef ist Dimitrij Küttel. Er war bei den Kadetten lange Teamkollege Tominecs, seit 2022 und dem Wechsel nach Kriens Gegenspieler. Dessen Kernkompetenzen im neuen Job schildert Küttel wie folgt: «Er hat unglaubliche Qualitäten mit Menschen, kann Menschen verbinden. Er kennt gefühlt die halbe Welt», und schmunzelt: «Er ist verheiratet mit seinem Handy, immer am Telefonieren.»
Feuerprobe bestanden
Freilich sei sein Aufgabenbereich viel breiter, als dass er ihn per Handy abdecken könne, schmunzelt Tominec und führt aus: «Von der Organisation der Halle über das Funktionieren des Trainingsbetriebs bis zum Verpflichten neuer Spieler und der Beobachtung der Juniorenteams», alles unter der Prämisse, den Verein gemeinsam wachsen zu lassen.
Ich will nicht, dass wir rechts und links schauen. Es ist wichtig, dass wir unseren Weg gehen und in verschiedenen Bereichen wachsen – step by step.
Oft sei er auch in der Halle anzutreffen. Er weiss, was das Team braucht: «Das kann eine Umarmung sein, ein Schulterklopfen. Natürlich auch Transfers. Wir sind auf dem Weg der Professionalisierung.» Dabei soll nicht kopiert, sondern etwas Eigenes erschaffen werden: «Ich will nicht, dass wir links und rechts schauen. Es ist wichtig, dass wir unseren Weg gehen und in verschiedenen Bereichen wachsen – step by step.»
Dieser Weg soll wohl früher oder später im ersten Meistertitel der Klubgeschichte münden. In dieser Saison besteht die Gelegenheit, dem Schweizer Handball-Pionier Andy Schmid das perfekte Karriereende zu bescheren. Der erste Schritt soll zum Meisterschaftsstart am Mittwoch getan werden, wenn Suhr Aarau in der Krauerhalle gastiert.
Die Feuerprobe im Supercup hat Tominec übrigens bestanden, eine Lösung für seinen verletzten Goalie gefunden: Yassine Belkaied, tunesischer Nationalkeeper. Tominec schildert: «Ich habe schnell gespürt, dass der Ausfall wohl länger dauert. Dann habe ich während dem Spiel 3, 4 Leute kontaktiert.» Es tönt ganz so, als bräuchte der neue Sportchef Nik Tominec keine lange Anlaufzeit.