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Kletterin vor Olympia in Tokio Klingler: «Irgendwann ist die Haut durch»

Erst Meiringen, dann Tokio: Die Zürcherin über fehlende Fans, nötige Geduld und Olympia als Start in die neue Normalität.

Wenngleich sie es im Skype-Interview mit SRF Sport gelassen ausspricht, bekommt man rasch einen Eindruck von der Brutalität ihrer Sportart: «Wenn man in drei Disziplinen startet, ist irgendwann die Haut durch. Da stellt sich die Frage: Soll man vorher tapen, um Haut zu sparen?» Petra Klingler ist die erfolgreichste Sportkletterin der Schweiz.

Die 29-jährige Bonstetterin klettert seit Jahren in der Weltelite mit. 2016 wurde sie in Paris Weltmeisterin im Bouldern. An den Olympischen Spielen, für die sie nun seit bald 2 Jahren qualifiziert ist, gehört sie zu den Schweizer Hoffnungen. Darum dreht sich auch die eingangs erwähnte Haut-Sache: In Tokio wird Edelmetall in der aus drei Disziplinen bestehenden Kombination vergeben. Für den Körper eine äusserst herausfordernde Geschichte.

Klettern an den Olympischen Spielen

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In Tokio steht erstmals Sportklettern auf dem Olympischen Programm. Bei den Frauen und Männern wird je ein Medaillensatz in der Kombination vergeben. Diese besteht aus:

  • Speed: Eine 15 Meter hohe Wand muss möglichst schnell bezwungen werden.
  • Bouldern: Ohne Sicherungsseil werden 4 Routen absolviert (Qualifikation: 5). Dabei werden die Versuche gezählt, die eine Athletin benötigt, um einen vorgegebenen Griff innerhalb einer Zeitlimite zu erreichen.
  • Lead: Auch Schwierigkeitsklettern genannt. Dabei müssen anspruchsvolle Routen im Vorstieg bewältigt werden.

Doch auch Klinglers Geist wurde gefordert, Geduld lautete das Gebot der Stunde. Dabei ist noch nicht einmal ganz sicher, ob die Olympischen Spiele wirklich über die Bühne gehen. «Ich habe die Einstellung, dass die Spiele stattfinden. Ansonsten hätte ich die Motivation fürs Training nicht», erklärt sie. «Bevor es kein 100-prozentiges Nein gibt, findet es für mich zu 100 Prozent statt.»

Dass im Lande des Veranstalters nicht uneingeschränkte Euphorie herrsch, versteht Klingler: «Logistisch und organisatorisch ist es ein Riesenaufwand für das ganze Land.» Sie betont indes: «Es ist aber auch eine Chance. Ich hoffe, dass die Spiele ein Start für die neue Normalität sein können, dass sie allen Sportlern die Motivation stiften, dranzubleiben. Die Flamme in allen entfachen.»

Sende-Hinweis

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Den Boulder-Final im Weltcup der Sportkletterer in Meiringen können Sie am Samstag ab 19 Uhr auf SRF info und in der SRF Sport App mitverfolgen.

Keine Schweizer Athletin, kein Schweizer Athlet hatte das Olympia-Ticket so früh in der Tasche wie Klingler. Wie konnte sie die Spannung hochhalten? Lockerheit sei wichtig gewesen, und: «Wir machten eine neue Planung, verschoben die Perspektive. Mit dem neuen Jahr stellten wir auf Reset, der Fokus war klar.» Zudem arbeitete die Sport- und Psychologie-Studentin an ihren Schwächen, namentlich an der Beweglichkeit.

Dabei blickt die Schweizer Rekordhalterin im Speedklettern auf ein schwieriges Jahr zurück. Erst die Olympia-Verschiebung, dann musste sie an der EM verletzt aufgeben. Schliesslich landete sie wegen einer Niereninfektion im Spital. «Ich würde es nicht als schlechtes Jahr bezeichnen», relativiert Klingler. «Es war herausfordernd, aber ich habe viel gelernt und Fortschritte im mentalen Bereich gemacht.»

Doch bevor es nach Tokio geht, steht am Wochenende der Heim-Weltcup in Meiringen an. Einerseits sei da die riesige Vorfreude auf den ersten Wettkampf höchster Stufe seit 2019. Andererseits fehle freilich das Publikum. «Das Publikum kann so viel Energie auslösen; Gesichter und Stimmen, die man kennt. Dass das alles wegfällt, tut extrem weh.»

Klingler hofft, dass ihre Fans vor dem Fernseher mitfiebern. Sie werde sich vorstellen, dass die Leute sie von zuhause aus anfeuern. Und wer der Zürcherin auf dem heimischen Sofa so richtig fest die Daumen drückt, muss dabei sicher nicht an Haut sparen.

Radio SRF 1, «Morgengespräch», 16.4.2021, 6:20 Uhr ; 

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