Wie soll man ein Spiel erklären, das allein in der Schweiz vier verschiedene Verbände zählt, mit dementsprechend unterschiedlichen Regeln? Während beim einen Verband Figuren wie Kranz oder Strasse mehr Punkte geben, findet der andere Verband so etwas Unsinn.
In der Romandie wiederum muss der vorderste Kegel fallen, sonst ist der ganze Schuss ein Nuller. Wir konzentrieren uns hier deshalb auf die Spielweise der Schweizerischen Freien Keglervereinigung (SFKV), weil ihre Regeln die einfachsten sind und der Verband die meisten Mitglieder zählt.
Die Masse macht's aus
Was die Besonderheit des Schweizer Kegelsports ausmacht, ist die Masse: jene der Kugeln, der Kegel und der Bahnen. Die Kugeln aus Kunststoff-Granulat, mit einem Loch für den Daumen und einem Griff für die Hand, haben einen Durchmesser von 24 Zentimetern und sind bis zu 9,3 Kilogramm schwer. Dementsprechend müssen auch die Kegel aus Plastik schwer sein; sie wiegen drei Kilogramm, so viel wie sonst nirgends.
Neun Kegel werden in einem stehenden Quadrat aufgestellt. Zum Vergleich: beim Bowling sind es zehn Kegel in einem Dreieck. Die 13,5 Meter lange Bahn ist heute auch aus Kunststoff und nicht wie früher aus Asphalt. Dadurch gibt es keine Rillen mehr, wodurch sich das Spiel schwieriger gestaltet. Vor jedem Wettkampf wird die Bahn frisch gewachst. Die Bahn steigt zudem sanft an, um drei bis fünf Zentimeter.
«Viel Holz!»
Vor einem Wettkampf wünschen sich die gegnerischen Teams «Viel Holz». Jeder Kegelklub tritt üblicherweise mit sieben Spielern an. Die besten fünf Ergebnisse zählen, dazu kommen zwei Streichresultate. Die Spieler geben 30 (in anderen Wettkämpfen sind es 50) Schüsse auf zwei Bahnen ab. Das Tempo eines Schusses ist mit rund 12 Stundenkilometern gemächlich, im Bowling sind es bis zu 20 km/h. Schiesst ein Kegler ein «Babeli», räumt also alle Kegel ab, rufen alle Zuschauer (auch die Gegner) «Holz!». Früher waren Kugeln und Kegel eben noch aus Holz.
Mitgliederschwund
Doch früher war das Kegeln auch noch ein richtiger Volkssport. Die Mitgliederzahlen der SFKV sind in den letzten 30 Jahren von 7000 auf 2300 geschrumpft. Der Ruf des Kegelns ist nicht der beste; viele Leute denken, es gehe nur ums Trinken. Doch das stimmt keineswegs, während eines dreistündigen Wettkampfs trinkt keiner der Spieler Alkohol. Erst danach stossen alle gemeinsam miteinander an. Denn Geselligkeit und Kameradschaft werden unter den Keglern ganz gross geschrieben.
Sendebezug: SRF zwei, «sportlounge», 13.10.2014, 22:25 Uhr