Richie McCaw ist der Mann für die Rekordbücher. Der WM-Final gegen Australien wird sein 148. Spiel für Neuseeland. Kein anderer Nationalspieler weltweit hat diese Marke erreicht. Und der Captain könnte seine «All Blacks» zum 2. WM-Titel nach 2011 führen. Auch das hat noch keiner geschafft.
Dabei war bis Mitte Woche offen, ob McCaw überhaupt auflaufen darf. Um eine drohende Sperre wegen «gefährlichen Spiels» im Halbfinal gegen Südafrika kam er herum. Damit kann der dreifache Welt-Rugbyspieler des Jahres (2006, 2009, 2011) im Twickenham gegen die «Wallabies» für die Krönung zum Karrierenende kämpfen.
Du wächst auf und willst ein ‹All Black› sein, das ist der Traum
Denn es wird erwartet, dass der 107-Kilo-Mann am Samstag das letzte Mal das Leibchen der «All Blacks» tragen wird. Auch wenn McCaw sagt: «Das habe ich mir noch nicht überlegt. Ich werde meine Entscheidung treffen, wenn ich nach Hause komme.» Vorerst geniesst er es weiterhin, sein «Privileg» auszuleben, wie er es nennt. «Du wächst auf und willst ein ‹All Black› sein, das ist der Traum», so der 34-Jährige.
Riesiger Respekt in «Aotearoa»
Diesen Traum lebt McCaw seit nunmehr 14 Jahren, als er 2001 sein Nati-Debüt gab. Und in dieser Zeit spielte sich der Sohn eines Bauern in «Aotearoa», dem «Land der langen weissen Wolke», in die Herzen der «Kiwis». Während er von Kritikern wegen seines Spiels an den Grenzen der Regularität als Mann der «dunklen Künste» bezeichnet wird, kennt seine Popularität in der Heimat keine Grenzen.
Auch Weggefährten sind voll des Lobes. Von «All Blacks»-Coach Steve Hansen wurde als bester Spieler aller Zeiten geehrt. Und Nati-Kollege Dan Carter schwärmte: «Er ist eine solche Inspiration für uns alle.»
Beinahe-Abgang im Jahr 2007
Dabei hätte sich McCaw beinahe selbst eines Platzes in den Geschichtsbüchern beraubt. Denn 2007, nach dem Viertelfinal-Out an der WM gegen Frankreich, erwägte er, als Captain zurückzutreten. Doch er überlegte es sich anders – und wurde belohnt. 2011 konnte er in der Heimat die begehrte Webb-Ellis-Trophäe in die Höhe stemmen – McCaw spielte trotz eines Fussbruchs.
Kampfgeist, Spielintelligenz und Bescheidenheit sind die Dinge, die ihn auszeichnen. Letzteres unterstrich er vor 4 Jahren. Neuseelands Premierminister wollte ihn als Dank für den WM-Gewinn zum Ritter schlagen. Doch McCaw nahm nicht an, da das allenfalls etwas für die Zeit nach der Karriere sei. Premier John Key sagte nun, dass er ihm die Ritterschaft erneut antragen werde. Gut vorstellbar, dass McCaw nur im Fall eines Sieges über Australien annimmt.
Sendebezug: srf.ch/sport, Livestream, 24.10.15, 16:50 Uhr