Die «Wikinger» entpuppten sich in den Langlauf-Bewerben der am Sonntag in Slowenien zu Ende gegangenen 54. Welt-Titelkämpfen als Medaillenhamsterer erster Klasse, die den anderen Verbänden nur die Brosamen übrig lassen. Ihre sportliche Alleinherrschaft in Zahlen ausgedrückt:
- In den total 6 Männer-Bewerben gingen alle 6 WM-Titel nach Norwegen . Somit bewiesen sie die gleiche Durchschlagskraft wie bei der vorletzten WM 2019 in Seefeld, als auch ausschliesslich die norwegische Siegerhymne ertönte.
- Die führende Nation eroberte insgesamt 12 Medaillen von deren 18 – und hielt somit exakt das Niveau von vor 2 Jahren.
- Der Rest der Podestplätze verteilte sich auf 5 Länder , auf Frankreich (2), Italien, Schweden, Finnland sowie Deutschland.
- Zum Vergleich: Bei den Frauen war Schweden ähnlich dominant mit 4-mal Gold, 3-mal Silber und 4-mal Bronze. Auf das Konto der Norwegerinnen gingen übrigens 1 Titel und 3 weitere Medaillen.
SRF-Experte Dario Cologna macht die norwegische Übermacht mitunter an der Mentalität fest. «In ihrem Land stehen die Jungen sehr früh auf den Ski, sie haben eine exzellente Förderung. Kommt dazu, dass im hohen Norden der Spitzensport eine enorme Bedeutung hat. Die Anerkennung ist deutlich grösser als anderswo», weiss der nach der Saison 2021/22 zurückgetretene Münstertaler.
Früher mischten viel mehr starke Nationen mit
Im oben eingebetteten Audio-Beitrag nennt SRF-Kommentator Mathias Winterberg einen weiteren Faktor. Es würden schlicht die Herausforderer fehlen. So etwa sei aktuell der Abstand zum ganzen Rest auch darum riesig, weil die russischen Athleten aus bekannten Gründen vom Rennbetrieb ausgeschlossen sind.
Cologna blickt 15 Jahre zurück und berichtet zu diesem Zeitpunkt noch von ganz anderen Kräfteverhältnissen. «Damals waren die Norweger nicht so bestimmend. Eigentlich war Petter Northug fast schon der einzige Siegläufer.» Stattdessen war die Spitze deutlich breiter aufgestellt. Nebst Cologna, 4-facher Olympiasieger und Skiathlon-Weltmeister im 2013, hätten die Deutschen, Italiener, Schweden und sogar Kanadier dank Alex Harvey über kompetitive Teams verfügt.
Teilen lautet die Devise
Laut Cologna würden es die Norweger selbst nicht nur gut finden, dass sie in der Loipe fast alles an sich reissen. Denn ein Sport lebe vom Konkurrenzkampf und von der Spannung. Also würden sie sich auf die Fahne schreiben: «Man muss andere Länder stärken und darf sie nicht noch zusätzlich schwächen.»
Wie im Gespräch mit dem Vater von Ausnahmekönner Johannes Kläbo zu erfahren war, seien die «Wikinger» mittlerweile bereit, sich zu öffnen und andere Nationen an ihrem Wissen teilhaben zu lassen. Cologna: «Sie geben anderen Mannschaften die Chance, im Sommer bei ihnen mitzutrainieren oder aber sie begeben sich auf Tour und helfen im Ausland bei der Förderung.»