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Schweizer Karate-Star Elena Quirici und die wahrhaft einmalige Chance

Karate ist nur in Tokio olympisch. Elena Quirici glaubt an Gold. Auch wenn der Weg nach dem Corona-Jahr ein langer ist.

Freilich, Corona wirbelte den Sport an allen Ecken und Enden durcheinander. Doch ganz besonders hart trafen die damit verbundenen Absagen Elena Quirici: Die Schweizer Karate-Kämpferin büsste im März ihre Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio ein. Besonders pikant: Karate ist einzig an den auf 2021 verschobenen Spielen olympisch, in Paris 2024 bereits nicht mehr.

Für ihren Traum von der Goldmedaille setzte die zu den weltbesten Kämpferinnen zählende Quirici alles auf eine Karte und gab ihren Job auf. Schliesslich besteht die Konkurrenz ausschliesslich aus Profis. Die Aargauerin überlegt sich indes nicht, ob , sondern wie sie die knallharte Qualifikation – nur 10 Athletinnen sind in Tokio zugelassen – abermals bewältigt: «Am besten werde ich Europameisterin und Weltcup-Siegerin.» Zweifel daran gibt es keine, denn «würde ich zweifeln, wäre ich am falschen Ort», so Quiricis klare Ansage.

Aber natürlich sei die überraschende Streichung der Quali-Resultate «ein Schock» gewesen, der Gedanke, alles hinzuschmeissen, kam kurz auf. So ähnlich wie bei schlechtem Schlussmachen sei den Karatekas auf Facebook mitgeteilt worden: Alles wieder auf null. Dabei hatte Thomas Bach, Präsident des Olympischen Komitees, in den Wirren der Corona-Krise betont: «Alle qualifizierten Sportler behalten ihre Qualifikation.»

«Ich habe mich nicht gerecht behandelt gefühlt und hätte gerne bei Bach angerufen, habe aber seine Telefonnummer nicht», meint die 26-Jährige augenzwinkernd. Mittlerweile ist der Blick wieder nach vorne gerichtet, dann eben 2021 statt 2020. Die Zielvorgabe könnte klarer nicht formuliert werden: «Ich will die erste Olympiasiegerin im Karate werden – für die Schweiz», stellt Quirici klar.

Die Tochter einer Karatelehrerin ist nun wieder auf Kurs. Grossen Anteil daran hat ihr Lebenspartner. Der Spanier Raul Cuerva Mora, ebenfalls Karateka, fädelte ein, dass Quirici in Spanien trainieren und an zwei Wettkämpfen teilnehmen konnte. Erstmals nach 9 Monaten ohne Ernstkampf. Die Rahmenbedingungen sind mit jenen in der Schweiz, wo Vollkontakt-Training nicht möglich ist, kaum zu vergleichen. Die Form scheint zu stimmen, bei beiden Teilnahmen triumphierte die Schweizerin.

Man wird reich im Herzen, aber nicht im Portemonnaie.

Wenngleich die Turniere nicht mit dem Niveau von internationalen Bewerben zu vergleichen sind, schöpft Quirici daraus viel Kraft und «extreme Motivation» im Kampf um das Tokio-Ticket. Die entscheidende Phase wird mit der EM in Göteborg eingeleitet.

Der Aufwand ist jetzt schon enorm, auch finanziell. Sie braucht je einen Trainer fürs Karate und die Athletik, ist auf Sponsoren angewiesen. Die Preisgelder sind andererseits äusserst bescheiden, ein Weltcup-Sieg in China brachte nur 750 Franken ein. Oder in den Worten der Schinznacherin: «Man wird reich im Herzen, aber nicht im Portemonnaie.»

Etliche Brocken muss die mehrfache Europameisterin also noch aus dem Weg räumen, um dann in der japanischen Hauptstadt die Schweiz vertreten zu dürfen. Dann soll die einmalige Gelegenheit genutzt werden: erste Karate-Olympia-Siegerin.

SRF zwei, sportpanorama, 20.12.2020, 19 Uhr ; 

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