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Siegerin Race Across America Pulvers Triumph: Auf dem Highway war die Hölle los

Nach dem Triumph am Race Across America erzählt Isa Pulver von gefährlichen Situationen und Gesang auf dem Velo.

Am Freitagmorgen war Isa Pulver als Gewinnerin des härtesten Radrennens der Welt im Ziel angekommen. Nach 9 Tagen, 12 Stunden und 16 Minuten hatte die 52-jährige Bernerin im Race Across America fast 5000 km hinter sich gelassen. Mit ihrer Fabelzeit liess sie auch alle Männer hinter sich. «Es macht mich stolz, dass ich den Sieger der Männer in Empfang nehmen konnte und nicht umgekehrt», freut sich Pulver einen Tag später über den Triumph.

Es falle ihr immer noch schwer, zu realisieren, was sie geleistet habe. Beim Abendessen habe sie mit Blick auf die Zeiten vergangener Jahre erkannt, wie «sensationell» ihre Leistung gewesen sei. «Wichtig war, dass ich abrufen konnte, was ich meinem Körper noch zutrauen darf. Dass ich in diesem Alter noch mit allen mithalten kann, ist ein cooles Gefühl», freut sich Pulver nach all den Qualen der vergangenen Woche. Körperlich gehe es ihr abgesehen von einer kleinen Stelle am Gesäss sehr gut, wenngleich sie beim Hinsetzen merke, «was die Oberschenkel geleistet haben».

Ein Plan klappte indes nicht: nach der Zielankunft schlafen zu gehen. Zu sehr prägte sie der angenommene Rhythmus, so dass sie nach anderthalb Stunden im Reich der Träume wieder an die Strecke zurückkehrte, um im Zielraum die weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Schweiz in Empfang zu nehmen.

Schlaf, erzählt Pulver, als wäre es eine völlige Nebensache, war in den 9 Renntagen ohnehin ein rares Gut: «Bei der ersten Etappe bin ich erst nach 28 Stunden schlafen gegangen. Danach habe ich nach 20-22 Stunden immer zweistündige Schlafpausen gemacht.»

Man muss in so einer Situation sofort weitermachen. Wie ein Skifahrer, der bei einer Abfahrt stürzt. Wenn er es nicht sofort wieder versucht, fährt er nie wieder eine Abfahrt.

Mitunter musste Pulver auch kritische Situationen überstehen. Die Route führte gelegentlich über den Highway, riesige Trucks kreuzten ihren Weg. Dort kam es an ihrem «Follow Car» – ein Teamauto, das auf gewissen Abschnitten stets hinter der Fahrerin bleiben muss – zu einem Auffahrunfall. Während die Athletin mit viel Glück unverletzt blieb, wurde eines ihrer Fahrräder komplett zerstört.

Nicht einmal davon liess sich die spätere Gewinnerin des Race Across America beeindrucken. Gelassen schildert sie: «Man muss in so einer Situation sofort weitermachen. Wie ein Skifahrer, der bei einer Abfahrt stürzt. Wenn er es nicht sofort wieder versucht, fährt er nie wieder eine Abfahrt.»

Wenn ich während des Rennens keine Musik hören dürfte, würde ich wohl nicht ins Ziel kommen.

Auf dem Weg zum Triumph zählte Pulver auf musikalische Hilfe: «Wenn ich während des Rennens keine Musik hören dürfte, würde ich wohl nicht ins Ziel kommen.» Immer mal wieder sang sie die Texte auch lautstark mit. Welche Art von Musik hilft einem, knapp 5000 km auf dem Velo zu überstehen? «Viele Schweizer Lieder, Polo Hofer, Trauffer. Das hilft mir sehr.» Dabei gehe es primär um den Inhalt der Lieder: «Trauffer hat ein Lied namens ‹Steil isch geil›, das motiviert mich im Aufstieg.»

Radio SRF 1, Abend-Bulletin, 23.6.2023, 17:10 Uhr ; 

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