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Das Tabuthema Zyklus
Aus Sportpanorama vom 19.04.2020.
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Tabuthema zum Trotz Zyklusspezifisches Training als Mosaiksteinchen?

Die Periode ist bei Spitzensportlerinnen noch immer tabu. Doch mittlerweile gibt es vermehrt zyklusspezifisches Training.

Fast jede Spitzensportlerin hat sie, doch kaum eine spricht offen darüber: Die Periode. Dabei beeinflusst die Menstruation nachweislich die Leistungsfähigkeit einer Athletin, auch die Erholungsfähigkeit und Stimmung können darunter leiden.

Der Zyklus ist ein wichtiges Thema, weshalb lässt man es dann aussen vor?
Autor: Andrea Ellenberger

Skifahrerin Andrea Ellenberger sagt: «Wenn ich meine Mens habe, fühle ich mich ausgelaugter, kann mich weniger schnell erholen und bin emotional labiler.» Ihre Leistung muss sie dennoch in jedem Rennen bringen, im Training kann sie höchstens bei individuellen Einheiten auf ihren Zyklus Rücksicht nehmen.

Noch heute ein Tabuthema

Denn das Thema Menstruation wird auch im Jahr 2020 noch tabuisiert. Unihockey-Nationalspielerin Mirjam Hintermann sagt etwa: «Es ist definitiv ein Tabuthema. Ich glaube auch, dass es negativ behaftet ist.» Diese Meinung teilen auch Siebenkämpferin Géraldine Ruckstuhl oder Martina van Berkel. Die ehemalige Schwimmerin sprach während ihrer Aktivzeit mit keinem Trainer über ihren Zyklus – nicht einmal mit ihrer Frauenärztin.

Dabei würde es auf der Hand liegen, dem Zyklus beim Training mehr Beachtung zu schenken. Ellenberger sagt: «Man justiert an so vielen kleinen Schräubchen und probiert, besser zu werden. Und der Zyklus ist ein wichtiges Thema, weshalb lässt man es dann aussen vor?»

Chelsea arbeitet mit einer Zyklus-App

Doch die Vorteile von zyklusspezifischem Training – also Einheiten, die den Hormonhaushalt der Athletin miteinbeziehen – werden erst nach und nach entdeckt. Die Frauenabteilung des FC Chelsea, wo auch die Schweizer Nationalspielerin Ramona Bachmann unter Vertrag steht, arbeitet seit vergangenem Sommer mit einer App.

Ich bin überzeugt, dass zyklusspezifisches Training ein Mosaiksteinchen sein könnte.
Autor: Adrian Rothenbühler

Indem – aufgeteilt in vier Phasen à je einer Woche – in Einklang mit dem Zyklus trainiert wird, soll die Verletzungsgefahr minimiert, die Leistungsfähigkeit gesteigert und das Wohlbefinden verbessert werden.

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Das Potenzial von zyklusspezifischem Training
Aus Sportpanorama vom 19.04.2020.
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Auch Leichtathletik-Trainer Adrian Rothenbühler nimmt bei seinen Athletinnen Rücksicht auf den Zyklus – aus gutem Grund: «Ich bin überzeugt, dass zyklusspezifisches Training ein Mosaiksteinchen sein könnte.» Wenn man mehr mit der Harmonie des Körpers gehe, könne man etwas rausholen, glaubt er.

Wunsch nach Enttabuisierung des Themas

Geht es nach den Athletinnen, müsste der Zyklus auch gegen aussen die Wichtigkeit einnehmen, die er in den betroffenen Tagen des Monats zwangsläufig hat. Denn Ruckstuhl gesteht, dass es manchmal vor den Medien schwierig sei zu erklären, weshalb es bei einem Wettkampf nicht so gut lief. «Das Thema ist noch nicht so akzeptiert, deshalb erwähnt man es gar nicht», so die 22-Jährige. Ein Dilemma, das wohl die meisten Spitzensportlerinnen kennen.

SRF zwei, «sportpanorama», 19.4.2020, 18:30 Uhr;

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