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Auf Gran Canaria gestrandet Natascha Badmann: «Allmählich werde ich bissig»

Aus einem Trainingslager auf den Kanaren ist für Natascha Badmann ein Horrortrip geworden. Die Triathletin ist seit 20 Tagen der Freiheit beraubt.

Ende Februar ist Natascha Badmann fast schon euphorisch in ihr vertrautes Trainingscamp nach Gran Canaria aufgebrochen. Seit 30 Jahren weilt sie mit Lebenspartner Toni Hasler im gleichen Domizil in den Bergen etwa rund 8 Kilometer von Maspalomas entfernt, das im Süden der Insel liegt. Die mittlerweile 53-jährige Triathlon-Doyenne hatte beim Half-Ironman in Oman soeben einen 2. Platz erreicht. Die starke Form sollte weiter veredelt werden.

Doch seit mittlerweile fast 4 Wochen ist aufgrund der weltumspannenden Corona-Krise die Rückreise überfällig. Am Dienstag zerschlug sich eine erneute Option. Badmann sass auf gepackten Koffern und erfuhr dann kurzfristig von der Annullation des bezahlten Fluges. Im Gespräch mit SRF Sport drückt sie ihre mulmigen Gefühle aus: «Es traf uns völlig unvorbereitet. Wir sind ratlos sowie verzweifelt, und wir fühlen uns alleine gelassen.»

Die totale Blockade: Zwangsisolation

Badmann hat ein konsequentes Ausgehverbot zu befolgen. Sie sei eingesperrt in einem zwar komfortablen privaten Haus mit etwas Umschwung. An ein Training ausserhalb des Anwesens sei nicht zu denken. «Daheim könnte ich wenigstens mit dem Velo ausfahren, doch hier ist die spanische Polizei sehr strikt.» Ihr Mann geht nur noch zum Einkaufen raus und stellt fest, dass die Versorgungslage für die Menschen nicht mehr absolut gewährleistet ist.

Vielleicht wechsle ich die Sportart und mache künftig Ultra-Bergmarathon-Läufe.
Autor: Natascha Badmann In der Not hilft manchmal auch Humor

Die 6-fache Ironman-Weltmeisterin bemüht sich um einen geregelten Tagesablauf. Zu dritt (auch der Besitzer der Unterkunft ist noch mit von der Partie) teilen sie sich ein Indoor-Cycling-Rad, das aber natürlich nicht ihren Bedürfnissen entspricht und deshalb Verletzungsgefahren birgt.

Draussen muss eine äusserst steile und rutschige 500-m-Runde auf dem Gelände für den gesamten Bewegungsradius herhalten. Trotz allmählich beunruhigender Situation hat Badmann den Humor nicht verloren: «Vielleicht wechsle ich die Sportart und mache künftig Ultra-Bergmarathon-Läufe.»

Die Erlösung: In weiter Ferne

Die Aargauerin ist per se ein freiheitsliebender Mensch, deshalb zehren die Umstände, all die Einschränkungen und vor allem die Ungewissheit an ihren Nerven. «Allmählich werde ich bissig», gibt sie zu. Zwei Erschwernisse kommen dazu:

  • Badmann äussert Bedenken zur Sicherheit: Dies habe damit zu tun, dass sich angeblich vor ihrem Grundstück Obdachlose ansammeln.
  • Die Elektronik streikt: Vor 2 Tagen fiel temporär der Satellit aus.

Badmann stand schon tagelang mit dem Konsulat und den Airlines in Verbindung. Aktuell sieht sie keine Perspektiven und fühlt sich darum leer im Kopf. Stand heute hole sie das Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) nicht zurück, da sie nicht in einer unmittelbaren Notlage stecke.

Gemäss einer Info ist der nächste Flug für den 26. April angesetzt. «Das ist doch sehr lange, ich darf gar nicht daran denken», sagt Badmann.

SRF zwei, «sportpanorama», 29.03.2020 18:30 ; 

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