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Formel 1 Man of the Race: Lewis Hamilton

Für Lewis Hamilton ging der GP von Österreich mit einem Paukenschlag los. Der Brite preschte vom 9. auf den 4. Rang vor. Mit seinen Manövern weckte er bei SRF-Kommentator Michael Stäuble Erinnerungen an Senna und verdient den Titel Man of the Race. Am Ende belegte Hamilton den 2. Platz.

Resultate

Lewis Hamiltons 1. Runde ist das Beste, was ich in diesem Jahr gesehen habe. «Ja», gab er mir in der Interviewzone zur Antwort und zeigte auf die Bildschirme nebenan. «Und ich habe noch kein Replay gesehen, höchste Zeit, dass ich mir das ansehe.»

Gestartet war er auf 9, neben Nico Hülkenberg. Zum ersten Mal in diesem Jahr nicht auf der Frontreihe. Aber Hamilton überholte schon vor der ersten Kurve Kimi Räikkönen und Daniil Kwjat. Dann zog er an Daniel Ricciardo vorbei, der in Kurve 1 in die Auslaufzone gerutscht war. In Kurve 2 knöpfte er sich Kevin Magnussen sowie in der Jochen-Rindt-Kurve Nr. 8 Fernando Alonso vor. Von 9 auf 4 in einer Runde, da werden Erinnerungen wach an Ayrton Sennas Donington-Start 1993. Im strömenden Regen war er innert einer Runde von Startplatz 4 an die Spitze gestürmt.

Hamilton: Ärger über das Qualifying

Hamiltons Leistung war tadellos, die seiner Crew nicht. Beim ersten Boxenstopp ging knapp eine Sekunde gegen Nico Rosberg verloren, der zweite kostete nochmals 9 Zehntel. In der Schlussphase konnte er Rosbergs Sieg nicht mehr gefährden.

Trotzdem war Hamilton sonst bei den Interviews eher kurz angebunden. Sein Ärger galt weniger dem Rennverlauf, als dem missglückten Qualifying: «Ich hatte ein Auto, mit dem ich die Pole hätte holen können, stattdessen landete ich in der fünften Reihe, weil ich keine Runde zusammenbrachte.» Das Rennen hat ihn (fast) entschädigt.

Für Mercedes war es der 6. Doppelsieg der Saison (im 8. Rennen!). Der Rekord von 8 Doppelsiegen pro Saison (Ferrari 2004) wackelt schon vor Saisonhälfte.

Sauber: Pannen, Misstöne und scharfe Worte

Drei Red-Bull-Ausfälle genügten nicht, um von WM-Punkten zu träumen. Adrian Sutil bezwang Romain Grosjean im kränkelnden Lotus und blieb vor den Marussia. Das ist nicht selbstverständlich, denn in der Qualifikation hatten Bianchi nur 7 Hundertstel auf Esteban Gutierrez gefehlt. Die Renn-Pace war dann doch deutlich besser, Sauber war fast eine Sekunde schneller pro Runde. Um den Anschluss ans Mittelfeld zu schaffen, muss aber noch einiges passieren.

Gutierrez wurde Letzter. Das Rennen des Mexikaners war nach dem ersten Stopp vorbei. Obwohl das rechte Hinterrad nicht fixiert war, hatte der Chefmechaniker grünes Licht zum Losfahren gegeben. Gutierrez hielt zwar nach wenigen Metern an. Dennoch sind die Folgen verheerend: Höchststrafe im Rennen (10 Sekunden Stop-go) plus 10 Plätze zurück in der Silverstone-Startaufstellung.

Kurios: Als Gutierrez mit losem Rad wegfuhr, kam per Funk der Befehl: «Stop the car!» Der Befehl ging aber nicht nur an ihn, sondern auch an Sutil. Dieser verlangsamte sofort, weil er dachte es ginge darum, seinen Motor zu retten. Der Deutsche drosselte das Tempo bis Entwarnung kam. Interessant, dass diese Peinlichkeit im offiziellen Sauber-Communiqué verbreitet wurde. Solche Vorfälle werden sonst verheimlicht. Ist da etwas im Busch?

Ungewöhnlich auch die scharfen Worte zur Leistung in Österreich: «Inakzeptabel», nannte es Teamchefin Monisha Kaltenborn, und kündigte Konsequenzen an. «Nicht zu entschuldigen», meinte Chefingenieur Giampaolo Dall’Ara. Die Hoffnung ruht nun auf einem Aero-Update fürs Rennen von Silverstone. Dass sich an der Schwachstelle Motor etwas verbessert, ist unwahrscheinlich.

Red Bull: Ein Heimdebakel erlitten

Ricciardos Überholmanöver gegen Hülkenberg konnte den Niedergang von Red Bull in der heimischen Steiermark nicht übertünchen. 3 von 4 Autos ausgefallen! Toro Rosso brachte neue Front- und Heckflügel, kam aber nicht ins Ziel.

Weltmeister Sebastian Vettel schied zum dritten Mal aus, zum dritten Mal wegen eines Motorproblems. Damit ist er in den ersten 8 Grands Prix in dieser Saison ebenso oft ausgefallen wie in den vergangenen 3 Jahren insgesamt. Der Rückstand von 105 Punkten auf Rosberg bedeutet, dass Vettel seinen Titel aus eigener Kraft nicht mehr verteidigen kann. Selbst wenn Vettel alle 11 verbleibenden Rennen gewinnen sollte (was kaum anzunehmen ist…), würden Rosberg zwei 2. und neun 3. Plätze genügen, um vor Vettel zu bleiben. Und dann ist da auch noch Hamilton.

Williams: Wundersame Punktevermehrung

Ganz anders Williams. Im vergangenen Jahr hatte das Team 5 WM-Punkte gewonnen (Bottas 4, Maldonado 1). Nun stehen sie bei 85 nach acht Rennen. In Spielberg gelang das beste Ergebnis seit 2005 (Monaco, Webber 2., Heidfeld 3.), nachdem im Qualifying die erste Williams-Frontreihe seit 2003 gelungen war.

Valtteri Bottas steht zum ersten Mal auf dem Podest. Wenn wir den Sensations-Sieg von Pastor Maldonado in Barcelona 2012 ausklammern, ist es der erste Podestplatz von Williams seit 2008 (Rosberg, Singapur). Ich hebe dies hervor, weil der 9-fache Konstrukteure-Weltmeister eben erstmals seit 2008 wieder fähig ist, regelmässig aufs Podest zu fahren.

Möglich ist dies dank Pat Symonds, der das Werk gründlich restrukturiert hat, und dank Mercedes-Power. Beide kosten Geld, womit wir beim wichtigsten Eckpfeiler des Williams-Aufschwungs angekommen sind: Ein neuer Hauptsponsor und eine grosszügige Abfindung aus Venezuela für den vorzeitigen Abgang von Maldonado zu Lotus. Das ist ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag

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