Fast bewusstlose Fahrer, die sich während des Rennens in ihre Helme übergeben und danach ärztliche Hilfe benötigen: In der Gluthitze von Katar ist die Formel 1 an ihr Limit geraten und womöglich nur mit Glück schlimmen Folgen entgangen.
«Das war viel zu gefährlich», sagte McLaren-Pilot Lando Norris nach der brutalen Qual von Katar. «Ich dachte, ich werde ohnmächtig. Es war verrückt, wie heiss es war, wie in einem Ofen», beschrieb George Russell seine Fahrt im Mercedes.
Gleich mehrere Piloten wurden bei härtesten Bedingungen wegen Dehydrierung nach dem Wüsten-GP nördlich von Doha medizinisch behandelt, Williams-Neuling Logan Sargeant gab sogar vorzeitig entkräftet auf. «Wenn Leute in so schlechtem Zustand sind, ist es zu viel. Darüber müssen wir noch reden», sagte der Drittplatzierte Norris.
Ich dachte, ich werde ohnmächtig. Es war verrückt, wie heiss es war, wie in einem Ofen
Der Amerikaner Sargeant hatte sich in seinem Fahrzeug übergeben und kam in der Garage nicht mal mehr allein aus dem Wagen. Später ging es ihm wieder besser und die Ärzte entliessen ihn aus dem Streckenkrankenhaus.
Auch Training hilft nicht
Genau wie Teamkollege Alexander Albon, der ebenfalls untersucht werden musste, weil er zu lange grosser Hitze im Cockpit ausgesetzt war. Williams hatte offenbar Probleme, weil sich das Cockpit aus einem bisher nicht bekannten Grund zusätzlich aufheizte.
Das war einfach zu viel für mich.
Doch auch vielen Konkurrenten ging es während und nach dem Hitzerennen schlecht. Esteban Ocon (Alpine) war zwischenzeitlich übel, mit Mühe erreichte er das Ziel. «So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich bin eigentlich körperlich darauf vorbereitet, sogar zwei Renndistanzen zu fahren, aber das war einfach zu viel für mich», sagte der Franzose. Die spanische Zeitung Marca schrieb von einem «Höllenrennen».
Das war das härteste Rennen meines Lebens
«Es ist wie in einer Sauna, es ist einfach zu warm», sagte der für seine ausgezeichnete Fitness bekannte neue und alte Weltmeister und Rennsieger Max Verstappen: «Das hat nichts mit Training zu tun, denn wir sind alle sehr fit.» Normalerweise steigt der Niederländer immer recht entspannt aus seinem Red Bull, doch sein 14. Saisonsieg kostete ihn einen Tag nach der erfolgreichen Titelverteidigung alle Kraft. Der 26-Jährige musste sich setzen, schwitzte so viel wie selten zuvor.
Mein Sitz war brennend heiss und ich hatte das Gefühl, dass meine rechte Seite durch die Hitze verbrannt wurde.
«Das war das härteste Rennen meines Lebens», ächzte auch der Zweitplatzierte Oscar Piastri (McLaren) und forderte: «Wir müssen darüber reden, das ist keine gute Situation für uns Fahrer.»
Kein Wasser und hoffen auf den «Winter»
Ex-Weltmeister Fernando Alonso hatte sein Aston-Martin-Team per Funk sogar gefragt, ob man bei einem Boxenstopp nicht einfach Wasser über seinen Kopf schütten könnte. «Aber das wurde nicht erlaubt», so der 42-jährige Spanier: «Mein Sitz war brennend heiss und ich hatte das Gefühl, dass meine rechte Seite durch die Hitze verbrannt wurde.»
Auch gegen Rennende um etwa 21:30 Uhr Ortszeit herrschten noch Temperaturen von über 30 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von knapp 80 Prozent. «Man muss sich das anschauen, es war definitiv viel zu warm. Diese Temperaturen sind zu extrem», kritisierte Verstappen.
Immerhin der Rennkalender für das nächste Jahr lindert im Fahrerlager die Sorgen. Für 2024 ist der GP erst für den am 1. Dezember angesetzt und damit zwei Monate später zu Beginn des Winters. Zumindest was in Katar als Winter gilt.