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Zwist bei Ferrari «Offener Krieg zwischen Vettel und Leclerc»

Auch in Sotschi gönnten die Teamrivalen Vettel und Leclerc einander nichts. Bei Ferrari brodelt es gewaltig unter der Oberfläche.

Bei Ferrari gingen erstmal die Türen zu. Im kleinen Kreis wurden Sebastian Vettel und Charles Leclerc die Köpfe gewaschen, erst danach trat Teamchef Mattia Binotto mit seinen Sorgenkindern vor die Presse. Und dann standen sie da mit gesenkten Blicken und wussten: Nach dem Drama von Sotschi wäre jedes Wort ein Wort zu viel.

«Ich denke, das Beste ist es jetzt, gar nichts mehr zu sagen», so Vettel. Eine Spitze konnte er sich aber doch nicht verkneifen: «So viel sei gesagt: Ich habe mich heute an die Abmachungen gehalten.»

Das Ergebnis des GP von Russland war gemessen an den Möglichkeiten der «Scuderia» dramatisch schlecht. Vettel schied mit einem Antriebsschaden aus, Leclerc wurde nur Dritter hinter dem Mercedes-Duo Lewis Hamilton und Valtteri Bottas – obwohl der Ferrari das schnellste Auto war.

Was aber wirklich hängen bleibt, ist die Dynamik innerhalb des Teams. Ferrari hatte sich für den Start in Sotschi eine Strategie überlegt, die so gut funktionierte, dass sie bei normalem Rennverlauf zum Doppelsieg geführt hätte – doch dann kamen der Ehrgeiz und die Eitelkeiten der beiden Piloten ins Spiel.

Sebastian Vettel (l.) und Charles Leclerc.
Legende: Alphatiere unter sich Sebastian Vettel (l.) und Charles Leclerc. Reuters

Vettel und Leclerc beanspruchen jeweils die Führungsrolle bei Ferrari, und sie beide haben gute Argumente. Vettel ist viermaliger Weltmeister und gehört damit zu den erfolgreichsten Piloten der Formel-1-Geschichte. Leclerc ist neben Max Verstappen das grösste Talent seiner Generation.

Für uns ist das Ganze ein Vorteil.
Autor: Toto WolffMercedes-Motorsportchef

Diese Ausgangslage wird erst dadurch so brisant, dass Ferrari seit der Sommerpause wieder ein Siegerauto hat. Zwischen den Teamrivalen geht es plötzlich um alles, und das hat in den vergangenen drei Rennen dreimal zu deutlichen Verwerfungen geführt.

Zwist in Monza, Singapur und Sotschi

In Monza verwehrte Leclerc Vettel im Qualifying eigenmächtig den Windschatten. In Singapur nutzte Vettel, protegiert vom Team, einen Strategievorteil eiskalt aus. Und nun in Sotschi beanspruchten beide die Führung nach dem Start für sich. Und beschwerten sich in jedem der Fälle deutlich über ihr Gegenüber.

«Offener Krieg zwischen Vettel und Leclerc!», titelte der Corriere dello Sport. Bei Ferrari sprach Binotto öffentlich bislang kein Machtwort, die beiden Piloten sollen weiter gleichberechtigt antreten. Den sportlichen Konkurrenten lässt das bereits frohlocken. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff weiss um die Sprengkraft dieser Konstellation und sagt: «Für uns ist das Ganze ein Vorteil.»

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 29.09.2019, 12:30 Uhr

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