Nach dem verwerteten Matchball versteckt Novak Djokovic sein Gesicht in seinen Händen, vielleicht, um ein paar Tränen zu verstecken. Nach einer Umarmung mit Carlos Alcaraz sinkt er in die Knie, küsst den Sand von Roland Garros und blickt gen Himmel.
«Ich habe Gott gedankt, dass er mir die Kraft und den Glauben gab», erklärte der 37-jährige Serbe später. Braucht eine Karriere noch eine Krönung, wenn man sowieso schon der Beste der Geschichte ist? Djokovic findet schon.
Deshalb ordnete er der Jagd auf diesen einen Titel, der ihm noch fehlte, fast alles unter. Zur Medienkonferenz erscheint er dann in die serbische Flagge gehüllt. Wie viel ihm dieser Sieg bedeutet, verdeutlicht ein Satz des Serben: «Das ist der grösste Erfolg meiner Karriere.»
Viele Misserfolge an Olympia
Er stellt damit den Olympiasieg über die 24 Grand-Slam-Titel, die in der Tenniswelt den höheren Stellenwert haben. «Das war das schwierigste Hindernis, das ich zu überwinden hatte.»
Djokovic erklärt auch gleich, warum das so ist. Er erinnert an seine vergangenen Misserfolge bei Olympischen Spielen. 2008 verlor er im Halbfinal gegen Rafael Nadal und ging mit Bronze nach Hause. 2012 wurde er nach Niederlagen gegen Andy Murray und Juan Martin Del Potro Vierter. 2016 verlor er bereits in der 1. Runde gegen Del Potro, 2021 gab es nach einer Halbfinal-Niederlage gegen Alexander Zverev wieder einen 4. Platz.
Überwältigender Druck
«Diese vergangenen Misserfolge lasteten schwer auf mir», gibt Djokovic zu. «Der Druck ist sowieso schon gross, geradezu überwältigend, wenn du für dein Land spielst. Und du bekommst nur alle vier Jahre eine Chance.» Nun packte der Serbe seine höchstwahrscheinlich letzte Chance auf Olympiagold.
Es ist der Sieg, den Djokovic in diesem Sommer unbedingt wollte. Wegen dem er am French Open kein Risiko eingehen und sich sogleich am Meniskus operieren lassen wollte, um für Olympia zwei Monate später bereit zu sein.
Und wie der 37-jährige Serbe bereit war. Die Goldmedaille wurde ihm nicht geschenkt, im Final stand ihm mit dem siebzehn Jahre jüngeren Carlos Alcaraz die grösstmögliche Hürde gegenüber.