Ganz so ausgefallen wie der legendäre Silbermantel der Schweizer Olympia-Delegation von 2002 ist der lange orange Mantel, mit dem Simon und Philipp Schoch jeweils in Bokwang unterwegs sind, zwar nicht. Aber er sticht einem sofort ins Auge. Ebenso die japanische Landesflagge, die darauf prangt.
«An Olympischen Spielen ist man halt gekennzeichnet. Das ist im Weltcup nicht so», erzählt Simon. Gemeinsam mit seinem Bruder ist der 39-Jährige Teil des Trainerstaffs von Alpin-Snowboarderin Tomoka Takeuchi.
Ich war wirklich eine Idiotin.
Als die drei über die Anfänge ihrer Zusammenarbeit erzählen, wird viel gelacht. Man merkt, wie gut sie sich inzwischen kennen. Als Takeuchi damals in einem Team Unterschlupf gesucht habe, hätten sie zuerst nein gesagt. «Aber sie ist hartnäckig geblieben», sagen die Schochs. Das ist mittlerweile mehr als 10 Jahre her.
Die Sache mit dem schlechten Gewissen
Vor 4 Jahren in Sotschi hat die 34-Jährige im Parallel-Riesenslalom mit Silber ihr erstes Edelmetall an einem Grossanlass gewonnen. Hinter dieser Medaille steckt viel Arbeit – vor allem in mentaler Hinsicht. «Als wir Tomoka kennengelernt haben, war sie technisch bereits sehr gut. Aber im Kopf war sie nicht bereit», sagt Simon.
Aufgrund ihrer Mentalität habe sie immer ein schlechtes Gewissen gehabt. «Sie tat sich schwer, gegen andere Fahrerinnen, die gleichzeitig ihre Freundinnen sind, zu gewinnen.»
Viele Gespräche waren nötig, um der Japanerin das Siegesgen einzuimpfen. Erschwert worden war dies zu Beginn auch durch die sprachliche Barriere. Inzwischen spricht Takeuchi ziemlich gut deutsch. So gut, dass sie kopfschüttelnd findet: «Ich war wirklich eine Idiotin.»
Die Leidenschaft ist geblieben
Auch 12 Jahre nach ihrem historischen Doppelsieg sind die Schoch-Brüder noch immer eng verbunden mit der Snowboard-Szene. Ihre eigenen Boards produzieren sie in Japan. Und zu Testzwecken ziehen sie selbst regelmässig ihre Kurven in den Schnee. «Mit den Zeiten können wir noch immer mithalten. Aber für mehr als 2, 3 Läufe hintereinander reicht es konditionell nicht mehr», lacht Philipp.
Viel wichtiger ist für die beiden ohnehin, dass Takeuchi am Samstag schnell ist. Und sollte es für die Japanerin sogar zu einer weiteren Olympia-Medaille reichen, könnten sich die Schochs im Schweizer Team noch immer blicken lassen. «Die Konstellation mit Tomoka hat sich so ergeben. Das hat nichts mit einer Nation, sondern vielmehr mit der Person zu tun. Wir sind im Schweizer Team noch immer gern gesehen», stellt Simon klar.
Sendebezug: Laufende Olympia-Berichterstattung