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Märchen für Jansrud & Svindal In Are im norwegischen Fahnenmeer

Kjetil Jansrud und Aksel Svindal sorgen mit ihrem Doppelsieg in der WM-Abfahrt für eine Erfolgsgeschichte, die nicht nur Norwegen erheitert.

Der Moderator entschuldigt Aksel Svindals Fauxpas bei dessen Auftritt an der Pressekonferenz mit diesen Worten: «Kein Problem, Du hast das eben noch nie gemacht, Junge». Die Erheiterung ist riesig in diesem Moment. Denn der Routinier errang mit Abfahrts-WM-Silber in Are seine 13. Medaille an einem Grossanlass.

Doch weil er das Protokoll missachtet und sich beim Eintreffen direkt aufs Sofa fläzt, muss Svindal zur Korrektur ansetzen. Er hat durch die Tür mit der Aufschrift «Black Box» einzutreten, damit die Fotografen ihn richtig einfangen können.

Ich bin schon lange dahinter gekommen, dass es hilft, in diesem Business ausgeglichen durchs Leben zu gehen.
Autor: Aksel Svindal

Hinterher darf der 36-Jährige frei von Konventionen über seinen grossartigen Triumph im allerletzten Karriere-Rennen erzählen – 6313 Tage nach seinem Einstieg in den Weltcup im Herbst 2001 in Sölden. Er tut dies in gewohnt unaufgeregter Art. «Denn ich bin schon lange dahinter gekommen, dass es hilft, in diesem Business ausgeglichen durchs Leben zu gehen.»

Ein Tag mit «Huddelwetter» wurde zum finalen Traumtag für Svindal. Die Konstellation mit Sieger Kjetil Jansrud vor ihm auf dem Podest ist ein weiteres Mosaiksteinchen in diesem vollkommenen Bild.

Die Nacht ändert nichts

Im Vergleich zur Olympia-Abfahrt von Pyeongchang tauschten die beiden die Rollen. Vor einem Jahr reüssierte Svindal mit 0,12 Sekunden Vorsprung auf den Teamkollegen. Nun spricht die Differenz von 2 Hundertstel zugunsten Jansruds.

  • «Auch wenn ich morgen aufwache , werde ich noch immer überglücklich über diese Silbermedaille sein», zerstreut Svindal Befürchtungen, dass ihn das knapp verpasste Gold ärgern könnte.
  • «Ich wollte in meinem letzten Rennen unbedingt eine richtig tolle Show bieten. Als ich durchs Ziel fuhr, hatte ich den Wow-Effekt: Ich nahm ein norwegisches Fahnenmeer wahr.»
  • Zu den schwierigen Umständen aufgrund des Wetters meint Svindal: «Trotz der Verzögerung blieb ich relaxed und fokussiert zugleich. Die Bedingungen waren zwar nicht perfekt, aber für alle fair

Die Abkürzung im Heilungsverlauf

Für Jansrud ist das 1. WM-Gold nach zuvor 2 Mal Silber «unglaublich und unfassbar». Er bestreitet im Hohen Norden seine 7. Titelkämpfe. «Ich habe schon viele Chancen gehabt, aber ich habe möglicherweise meine allerkleinste gepackt», resümierte er.

Wir feiern heute kein Begräbnis, sondern ein Riesen-Fest!
Autor: Kjetil Jansrud

Mit dieser Aussage spielt der 33-Jährige auf seine Vorgeschichte an. Er hat einen zähen Winter hinter sich, fuhr im Super-G 2 Mal aufs Podest, belegt in der Abfahrts-Disziplinenwertung mit 48 Punkten aber nur Rang 24. Zudem zog er sich im Kitzbühel-Training zwei Brüche an der linken Hand zu. Er musste unters Messer, die Ärzte sagten eine Ausfalldauer von sechs Wochen voraus.

Nach dem missglückten WM-Super-G (Platz 22) kehrte gleichwohl das gute Bauchgefühl zurück. Seine Einstellung: «Mit voller Attacke etwas reissen.» Nun kommt es Jansrud auch wegen Silber für Svindal vor wie «im Märchen». Abschliessend erinnert er nochmals an Svindals Abschied, will aber betont haben: «Wir feiern heute kein Begräbnis, sondern ein Riesen-Fest!»

WM-Service

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 09.02.2019 11:50 Uhr

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