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«Ski-Exotin» Céline Marti Wenn Werte wichtiger sind als Hundertstel

Céline Marti belegte beim Riesenslalom der Frauen den letzten Platz. Dies tat ihrer Popularität aber keinen Abbruch – im Gegenteil.

Wer nach dem Riesenslalom der Frauen am meisten Interviews gegeben hat? Siegerin Petra Vlhova wahrscheinlich. Aber gleich an zweiter Stelle dürfte jene Frau folgen, die mit der Startnummer 98 und damit als letzte Fahrerin auf die Strecke ging: Céline Marti.

Von Haiti nach Genf

Céline Marti? Klingt nach Schweiz. Ist es auch. Im Alter von 7 Monaten wurde die gebürtige Haitianerin adoptiert und wuchs in Genf auf. Noch immer ist sie eng mit ihrem Heimatland verbunden. Nach St. Moritz 2017 vertritt die 39-Jährige Haiti zum zweiten Mal an einer WM.

Neben diesen Champions ein Rennen fahren zu dürfen, ist für mich eine Ehre – auch wenn ich fast doppelt alt bin wie die meisten.
Autor: Céline Marti

Dass sie dabei als Letzte mit über 33 Sekunden Rückstand ins Ziel kam, ist nebensächlich. «Es war wie schon vor zwei Jahren eine Ehre, Haiti vertreten zu dürfen», schwärmt Marti, deren Tochter sie ebenfalls vor Ort unterstützt. «In der Schule haben sie extra ein Schild für mich gebastelt.»

Marti ist im «echten» Leben Polizistin. Ihre zweite Passion neben dem Skifahren ist der Langdistanz-Triathlon, 4 bis 5 Mal die Woche ist sie im Fitnessstudio anzutreffen. «Das Ausdauertraining hilft mir auch fürs Skifahren», erklärt Marti. Skitrainings sind allerdings selten. «Ich kann im Job nicht ständig frei nehmen. Ausserdem möchte ich nicht zu oft von meiner Tochter getrennt sein. Sie ist noch jung und braucht mich.»

Ich möchte meiner Tochter vorleben, dass man niemals aufgeben darf und immer bis zum Schluss kämpfen muss.

Das WM-Abenteuer geniesst die Frohnatur aber in vollen Zügen – und schaut wie andere Skifans auch zu den grossen Stars auf. «Ich habe grössten Respekt vor diesen Champions. Neben ihnen ein Rennen fahren zu dürfen, ist für mich eine Ehre – auch wenn ich fast doppelt so alt bin wie die meisten», schmunzelt Marti. Seit der WM vor zwei Jahren habe sie grosse Fortschritte erzielt.

Ein Vorbild sein

Viel wichtiger als ein paar Sekunden mehr oder weniger ist es für Marti jedoch, ihr Geburtsland an einem Grossanlass vertreten zu dürfen. Und ihrer Tochter ein Vorbild zu sein. «Ich möchte ihr vorleben, dass man niemals aufgeben darf und immer bis am Schluss kämpfen muss.»

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 14.2.19, 14 Uhr

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