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Parallelrennen in der Kritik «Unwürdig» und «unfair»: WM-Premiere sorgt für rote Köpfe

Die beiden Parallelrennen an der Ski-WM in Cortina hinterlassen bei den Beteiligten einen faden Beigeschmack.

Federica Brignone konnte nur noch den Kopf schütteln. «Das unfairste Rennen meines Lebens. Und das an einer WM», brach es beim Interview aus der Italienerin heraus.

Der Grund für Brignones Wut: eine unübersehbare Chancen-Ungleichheit. Der rote Kurs war erkennbar schneller als der zudem stärker nachlassende blaue Kurs. Wer auf dem roten Kurs vorlegen konnte, hatte einen Nachteil, weil der Maximalvorsprung nach dem 1. Run auf 0,5 Sekunden beschränkt ist.

Das Parallel-Rennen an der Ski-WM.
Legende: Sorgt für mächtig Gesprächsstoff Das Parallelrennen an der Ski-WM. imago images

Etwas diplomatischer als Brignone drückte sich Walter Reusser aus. Der Alpin-Direktor von Swiss-Ski freute sich in erster Linie über die zweite WM-Bronzemedaille von Loïc Meillard. «Aber wenn man drei so starke Athleten am Start hat und sieht, wie viel Vorsprung eine Wendy herausfährt, da muss man sich etwas zusammennehmen, dass man nicht emotional wird», gab auch Reusser zu.

Neben Holdener hatte auch Meillard in der Quali mit der besten Zeit überzeugt – was sich danach wie bei der Schwyzerin als Nachteil entpuppte, weil er stets auf dem roten Kurs vorlegen musste.

Nicht die erste Kritik

Bei Meillard war die Freude über das gewonnene Edelmetall natürlich trotzdem da. Schliesslich sei es eine WM-Medaille, merkte der Neuenburger richtigerweise an. «Ich bleibe aber auf meinem Standpunkt, dass es in den Parallelrennen noch sehr viel zu verbessern gibt», so der 24-Jährige.

Brignone betonte in diesem Zusammenhang, dass sie genau wie andere Fahrer und Fahrerinnen bereits mehrfach die Diskussion mit der FIS gesucht hätte. Die Parallel-Events sorgen nämlich nicht zum ersten Mal für Polemik. Laut Brignone sei die Kritik aber jeweils ungehört geblieben.

In der jüngeren Vergangenheit schraubte die FIS immer mal wieder am Regelwerk. Im letzten Winter waren die Parallelrennen erstmals eine eigene Disziplin – allerdings mit nur zwei Wettkämpfen, die in je einem Lauf abgehandelt wurden. Auch das hatte im Kreis der Athleten für rote Köpfe gesorgt.

Meillard, der in der vergangenen Saison die kleine Kristallkugel in der Parallel-Disziplinenwertung gewonnen hatte, dürfte mit seiner Prognose richtig liegen: In Sachen Parallelrennen gibt es noch viel zu tun.

SRF zwei, sportlive, 16.02.2021, 13:50 Uhr ; 

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