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Lokalmatador mit WM-Kombi-Gold Alexis Pinturault: Zuhause gewinnt es sich am schönsten

Nach schwierigen Jahren gewinnt der Franzose an der Ski-WM 2023 in Courchevel/Méribel Kombi-Gold.

Der Erfolg schmeckt süsser, wenn man von ganz unten kommt. Kaum einer weiss das besser als Alexis Pinturault, der 31-Jährige, der in Courchevel aufgewachsen ist und dessen Eltern hier zwei Nobelhotels betreiben. Der Franzose gewann am Dienstag in der Alpinen Kombination WM-Gold und lancierte so nebenbei die Heim-WM so richtig.

«Das ist ein Traum, der wahr wird. Ich habe an eine Medaille geglaubt, aber nicht an Gold», erklärte er im Siegerinterview. Nachdem er in dieser Saison so oft das Podest verpasst hatte, sei er selber ins Zweifeln gekommen.

Zweifel, die es in seiner Heimat lange nicht gab. Schon früh wurde «Pintu» als Jahrzehnttalent gepriesen. Mit noch nicht ganz 20 Jahren stand der Techniker in Kranjska Gora ein erstes Mal auf einem Weltcup-Podest und wurde als «der neue Jean-Claude Killy» bezeichnet. Beim City-Event in Moskau 2012 gewann er erstmals. Es sollten 73 weitere Klassierungen in den Top 3 zusammenkommen, davon 34 Siege. Auf dem Gipfel war er mit dem Sieg im Gesamtweltcup in der Saison 2020/21.

Ganz oben – und weit unten

Zudem häufte Pinturault auch an Grossanlässen die Medaillen in den folgenden Jahren nur so an:

  • An Weltmeisterschaften hat der Savoyer 7 Medaillen gewonnen. 3 Mal wurde er Weltmeister (2017 im Team, 2019 und 2023 in der Kombination).
  • 3 Olympische Medaillen liegen in den Vitrinen im Luxushotel Annapurna seiner Eltern: 2014 und 2018 Riesenslalom-Bronze, sowie Kombi-Silber 2018.

Doch in der Karriere des Alexis Pinturault lief es nicht immer nur rund. Nachdem er an der WM 2017 in St. Moritz in den Einzelbewerben ohne Erfolgserlebnis geblieben war, brach er, der sonst immer kontrolliert und emotionslos erschienen war, in der Mixed-Zone vor den Journalisten in Tränen aus. «Danach ist er beinahe zurückgetreten», verriet sein Vater Claude einige Jahre später.

Doch Alexis rappelte sich wieder auf. Er spaltete sich von der restlichen Equipe ab und gründete ein eigenes Team. «Heute weiss ich, was mir gut tut», lautete seine Erklärung. Der Sieg im Gesamtweltcup 2020/21 sollte ihm recht geben.

Nach dem Gesamtweltcupsieg die Baisse

Doch seitdem schien die Luft bei «Pintu» draussen zu sein. Nur noch selten war er auf dem Podest anzutreffen, auch bei Olympia 2022 verpasste er das Podest fünfmal, nachdem er im Kombinations-Slalom gestürzt war.

Auch in diesem Winter lief es lange nicht nach Wunsch: Nur einmal, im Super-G von Beaver Creek, vermochte er das Podest zu erklimmen. Im Slalom verpasste er zuletzt zweimal in Folge den 2. Durchgang. Zu allem Überfluss erkrankte er vor der Heim-WM auch noch leicht. Doch Pinturault blieb locker und sah darin gar noch einen Vorteil: «Ich habe weniger Druck, weil ich weniger gute Ergebnisse hatte», liess er im Vorfeld verlauten.

In der Alpinen Kombination am Dienstag zeigte sich nun, dass der Routinier mittlerweile genau weiss, was er für den Erfolg braucht. Dank einem fantastischen Super-G und einem starken Slalom krönte er sich vor dem eigenen Publikum zum Weltmeister und erfüllte sich bereits bei erster Gelegenheit den Traum von der WM-Medaille. Mit 31 Jahren steht er damit wieder dort, wo er schon war: ganz oben.

WM-Service

SRF zwei, sportlive, 07.02.2023, 14:30 Uhr

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