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OK-Mitglied im Interview Marchand Arvier: «Sind leider nicht in Adelboden oder Kitzbühel»

Marie Marchand Arvier
Legende: Freut sich über eine bislang gelungene WM Marie Marchand Arvier. Agence Zoom Courchevel Méribel 2023

Als Skifahrerin gewann Marie Marchand Arvier an der WM 2009 in Val d'Isère Silber im Super-G. Mittlerweile hat die 37-Jährige die Seiten gewechselt. An der Ski-WM in Courchevel/Méribel arbeitet sie im Kommunikationsteam des Organisationskomitees mit.

Mit SRF Sport blickt Marchand Arvier auf die Stimmung bei den bisherigen WM-Rennen zurück und erklärt, wo die Schwierigkeiten bei der Organisation lagen.

SRF Sport: Wie zufrieden ist das OK mit den Zuschauer-Zahlen an dieser WM?

Marie Marchand Arvier: Vor allem bei der Männer-Abfahrt war die Stimmung mit den 13'000 Fans im Zielraum fantastisch. Leider hatten wir zu Beginn der WM bei den Kombinations-Rennen und ganz grundsätzlich bei den Frauen-Rennen Mühe, das Stadion zu füllen. Vor allem bei der Abfahrt vom Samstag war das sehr frustrierend.

Leere Plätze auf der Tribüne bei der Frauen-Abfahrt an der Ski-WM 2023.
Legende: Vor allem zu Beginn oft zu sehen Leere Plätze auf der Tribüne bei der Frauen-Abfahrt an der Ski-WM 2023. IMAGO Images/Bildbyran

Die Tribünen waren vor allem zu Beginn sehr schlecht besetzt ...

Das stimmt, aber viele Fans verfolgen die Rennen auch in den Fan-Zonen entlang der Strecke. Deshalb haben wir eigentlich mehr Zuschauer, als wir tatsächlich Tickets verkaufen. Positiv ist auch, dass die Zahlen in den letzten Tagen gestiegen sind. Schon beim Team-Event war das Stadion sehr gut gefüllt und für die beiden Riesenslaloms und die Slaloms sind die Tribünen im Ziel bereits jetzt fast ausverkauft.

Auf unserer WM-Webseite sind die Zugriffszahlen nach Kombi-Gold von Alexis Pinturault explodiert.

Was waren die Gründe für den schwachen Zuspruch zu Beginn?

Da gibt es verschiedene Faktoren. In der ersten Woche hat die Ferienzeit in Frankreich begonnen, da sind die Skigebiete oft nicht gut besucht. Jetzt zieht es überall an, das merkt man auch hier. Wir sind hier leider auch nicht in Adelboden oder Kitzbühel. Ski-Rennen ziehen in Frankreich leider nicht die Massen an. Lange war es hier auch nicht «normal», dass man Eintritt zahlen muss. Wir haben deshalb versucht, die Preise moderat zu gestalten. Wir wollten aber den Eintritt nicht umsonst machen, weil wir damit zeigen wollten, dass die Ski-Rennen einen Wert haben. Bei Fussballspielen fragt man sich ja auch nicht, weshalb man zahlen muss, um ins Stadion zu kommen.

Die Zahlen sind das eine. Aber auch die Stimmung war bislang nicht immer toll. Gerade organisierte Fan-Klubs sieht man kaum ...

Das Skigebiet Courchevel/Méribel hat das Image, teuer zu sein, was eher Besserverdienende anzieht. Das beisst sich ein wenig mit unserer Idee, viele Leute hier zu haben. Wir hätten gerne mehr Fan-Klubs aus unterschiedlichen Ländern gehabt. Viele sind nicht gekommen, weil sie Angst vor Staus hatten. Und das grösste Problem war wohl die Unterbringung. Es gibt kaum freie Betten in der Umgebung – im übrigen ein Problem, das es im Ski-Zirkus sehr oft gibt.

Unser Feedback an die FIS wird sein, dass die Organisation einfacher ist, wenn die WM an einem Ort stattfindet.

Wie beurteilen Sie selber die Stimmung?

Sie war nicht bei jedem Rennen gleich gut. Meine Highlights waren bislang der Super-G der Frauen und die Männer-Abfahrt. Wenn es ein Spektakel auf der Piste gibt, steckt das die Leute auf der Tribüne an; alles hängt zusammen. Für den Rest der Woche werden mehr Fans hier erwartet – auch mehr Schweizer. Die bringen immer Stimmung.

Schon früh feierte Frankreich durch Alexis Pinturault Erfolgserlebnisse. Hat das einen spürbaren «Boost» gegeben?

Absolut, eine Heim-Medaille hilft jedem Ausrichter. Pinturaults Medaillen haben für viel Aufmerksamkeit in Frankreich gesorgt, so war er auf der Frontseite der Equipe , der wichtigsten Sport-Zeitung Frankreichs. Auf unserer WM-Webseite sind die Zugriffszahlen nach dem Kombi-Gold explodiert.

Sprechen wir über die Organisation der Rennen. Gab es da Überraschungen?

Wir hatten am Anfang ein wenig Mühe, die Maschine in Gang zu bringen, aber wir haben das ganz gut hingekriegt. Die Organisation des Weltcup-Finales im letzten Jahr hat uns viele wertvolle Anhaltspunkte geliefert. Wir kriegen viele positive Rückmeldungen, gerade was den sportlichen Aspekt und die Pisten betrifft.

Die WM findet hier an zwei Austragungsorten statt. Der Transfer von einem Ort zum nächsten ist nicht immer einfach ...

Das ist tatsächlich eine der grossen Herausforderungen dieser WM. Denn wenn man an einem Ort ist, kann man nicht am anderen sein. Zum Glück hatten wir bislang das Wetterglück auf unserer Seite, sonst hätten wir in Schwierigkeiten kommen können. Wir brauchten sowohl Courchevel als auch Méribel für die WM, da beide jeweils nur eine Rennpiste hatten. Unser Feedback an die FIS wird aber definitiv sein, dass die Organisation einfacher ist, wenn die WM an einem Ort stattfindet.

Das Gespräch führte Bénédict Saunier, Méribel

WM in Courchevel/Méribel

SRF zwei, Sportlive, 14.02.2023, 11:55 Uhr

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