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Siege sind rar Just vor der Heim-WM heisst's bei Frankreich «rien ne va plus»

Die «Grande Nation» war lange eine Skisport-Macht. Aktuell tun sich die Franzosen und Französinnen schwer.

Alexis Pinturault
Legende: Auch bei ihm scheint die Luft draussen zu sein: Alexis Pinturault. IMAGO/Sammy Minkoff

Man kann nicht gerade behaupten, Frankreichs Ski-Cracks hätten die Stimmung in ihrer Heimat zuletzt angefacht. Ausgerechnet vor der Heim-WM in Courchevel/Méribel durchlebt die «Equipe Tricolore» eine Baisse wie schon seit Jahren nicht mehr. So gewannen in den letzten 7 Wintern immer mindestens 3 verschiedene Franzosen oder Französinnen ein Weltcup-Rennen. Heuer verbuchte unser westlicher Nachbar erst einen Erfolg: Clément Noël gewann den Slalom von Schladming.

Zwar geht die Ski-Saison 2022/23 nach der Ski-WM noch weiter, trotzdem ist schon jetzt augenfällig, wie die Formkurve bei den Top-Fahrern und-Fahrerinnen vor allem in dieser Saison abgefallen ist.

  • Tessa Worley: Während in Frankreichs Männer-Team die Erfolge zuletzt breit abgestützt waren, fuhr bei den Frauen jahrelang Worley die Siege ein. 16 Weltcupsiege im Riesenslalom, 2 kleine Kristallkugeln (die letzte im vergangenen Winter) sowie 4 Mal WM-Gold (2011 und 2017 im Team, 2013 und 2017 im Riesenslalom) und 2 Mal WM-Bronze (2011 im Riesen, 2021 im Parallelrennen) hat die Routinière auf der Habenseite. In dieser Saison wartet die 33-Jährige noch auf einen Podestplatz. Neben Worley feierten in den letzten 13 (!) Jahren nur Clara Direz (Parallelrennen in Sestriere 2020) und Romane Miradoli (Super-G in Lenzerheide 2022) französische Siege.
  • Alexis Pinturault: Vor zwei Wintern gab es am heute 31-Jährigen im Gesamtweltcup kein Vorbeikommen. Nach zuvor drei 3. und zwei 2. Plätzen war Pinturault der beste Skifahrer im Weltcup. Silber in der Kombination und Bronze im Super-G an der WM 2021 rundeten jenes Jahr ab. Doch seitdem scheint beim Mann, der nur wenige Kilometer von Courchevel entfernt aufgewachsen ist, die Luft ein wenig draussen zu sein. Nur noch 4 Podestplätze und kein Sieg stehen zu Buche.
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Archiv: Abgebrühter Pinturault gewinnt 3 auf einen Streich am 30. Geburtstag
Aus Sport-Clip vom 20.03.2021.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 59 Sekunden.
  • Clément Noël: 2018/19, 2019/20 und 2020/21 landete der Slalom-Spezialist im Disziplinen-Weltcup jeweils auf dem 2. Platz. Zu seinen 9 Weltcup-Siegen in jenen Wintern gesellte sich Olympia-Gold 2022. In dieser Saison gab es bereits 3 Ausfälle, immerhin aber auch die Ränge 1, 3, 6 und 8. Noël ist der einzige französische Siegfahrer in diesem Winter.
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Noël gewinnt vor Zenhäusern in Schladming
Aus Sport-Clip vom 25.01.2023.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 25 Sekunden.
  • Matthieu Faivre: An der WM 2021 in Cortina krönte sich der Südfranzose zum Doppelweltmeister. Sowohl im Parallelrennen als auch im Riesenslalom liess er vor 2 Jahren die Konkurrenz hinter sich. Olympia-Bronze im «Riesen» in Peking war ein letztes grosses Ausrufezeichen. Seitdem sinkt der Stern Faivres: Sein letztes Top-10-Resultat im Weltcup errang er 2022 in Adelboden.
  • Victor Muffat-Jeandet: Auch der Kombispezialist war in der Vergangenheit einer, der für Frankreich immer mal wieder in die vorderen Plätze fuhr. Nach einem Knöchelbruch im Januar 2022 verpasste er Olympia. In Adelboden zog er sich bei einem Sturz eine Gehirnerschütterung sowie eine schwere Knieverletzung zu – Muffat-Jeandet wird damit auch an der Heim-WM fehlen.

«Oldie but Goldie?»

Ein Happy End könnte Johan Clarey in seiner Heimat feiern. Noch fährt der 42-Jährige seinem ersten Weltcup-Sieg hinterher, doch gefühlt wird der «Oldie» mit jedem Jahr mehr auf dem Buckel immer besser. Erst in der Saison 2019 platzte der Knoten so richtig, nachdem Clarey nach seinem Weltcup-Debüt im November 2003 jahrelang um den Durchbruch gekämpft hatte.

Mit knapp 40 Jahren sicherte er sich 2019 WM-Silber im Super-G und etablierte sich unter den besten Abfahrern. Nach Silber in der Olympia-Abfahrt 2022 in Peking hat Clarey noch 2 grosse Ziele: Einen Weltcup-Sieg – den er heuer in Gröden und Kitzbühel nur knapp verpasste – und vor allem eine Medaille an der Heim-WM. Beides scheint nicht unmöglich. Ganz Frankreich wäre froh drum.

Radio SRF 3, Abendbulletin, 30.01.2023, 18:45 Uhr;

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