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Hütter: «Die Kritik lässt einen nicht kalt»
Aus Sport-Clip vom 05.02.2023.
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Ski-«Krise» beim ÖSV Und plötzlich ist die Schweiz für Österreich ein Vorbild

Dem österreichischen Ski-Team läuft es heuer nicht. Trotzdem sind die Hoffnungen vor der WM in Courchevel/Méribel gross.

Kein Sieg bei den Frauen, geschlechterübergreifend nur 16 Podestplätze und in der Nationenwertung knapp 2000 Punkte Rückstand auf die Schweiz: Österreichs Ski-Team läuft es in dieser Saison nicht. Die sportliche Krise hat auch Auswirkungen auf die öffentliche Meinung.

Man hört die Kritik, man sieht sie, man liest sie. Das lässt einen nicht kalt. Wir sind auch Menschen und haben Gefühle.
Autor: Cornelia Hütter

Philipp Scheichl, Redaktor bei der Kronenzeitung, erklärt in Méribel: «Die Stimmung in Österreich ist aktuell gedämpft. Die Kritik wurde in den letzten Wochen lauter.» Aktuell sei man noch gnädig, doch die Resultate an der WM werden entscheiden, wohin die Stimmung kippt. Nicole Oberlechner, Redaktionsleiterin der Sport-Nachrichten bei Servus TV, findet: «Aktuell wird der ÖSV sehr in die Mangel genommen, weil man anderes gewohnt ist. Es herrschen grosse Verwunderung und Ratlosigkeit.»

Cornelia Hütter am Boden
Legende: Ein Bild mit Symbolcharakter Cornelia Hütter am Boden. Imago Images/USA TODAY Network

Dies spüren auch die ÖSV-Fahrerinnen und -Fahrer. Cornelia Hütter, mit 3 Podestplätzen in dieser Saison die stärkste Österreicherin, fasst es so zusammen: «Wir sind eine Ski-Nation, jeder erwartet von uns Top-3-Resultate. Wenn es mal nicht so funktioniert, wird viel geredet. Das ist nicht so einfach.»

Sie probiere zwar, einen Schutzschild aufzubauen und sich zu sagen, dass es sie nicht interessiere, «aber man hört's, man sieht's, man liest's. Das lässt einen nicht kalt. Wir sind auch Menschen und haben Gefühle. Ich würde mir schon wünschen, dass man nicht alles überdramatisiert.»

ÖSV relativiert

Positiver sieht man das Ganze im Verband – zumindest öffentlich. ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober hat vor der WM 4 bis 6 Medaillen als Ziel ausgerufen. Alpin-Direktor Herbert Mandl stuft die Stimmung seiner Schützlinge in Méribel als «gut» ein. Gerade jetzt, wo die Ergebnisse nicht so gestimmt hätten, kommt für ihn die WM zum richtigen Zeitpunkt: «Wir waren in der Vergangenheit an Grossanlässen immer erfolgreich. An einer WM spielen immer eigene Gesetze, deshalb ist die Hoffnung besonders gross, jetzt reüssieren zu können.»

Die Stimmung in Österreich ist heuer anders. In den Medien lässt man uns nicht die Wertschätzung zuteil werden.
Autor: Herbert Mandl Alpin-Direktor ÖSV

Auch Mandl ist indes die mediale Kritik nicht entgangen: «Die Stimmung in Österreich ist heuer anders. In den Medien lässt man uns nicht die Wertschätzung zuteil werden.» Er will die Situation aber nicht dramatisieren und das Beste daraus machen. An der WM gelte es, den Sportlerinnen und Sportlern die perfekten Rahmenbedingungen zu bieten, dann liegen auch für ihn «4, 5 Medaillen» drin.

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Mandl: «Auch wenn die Vorzeichen nicht so toll sind, ist die Vorfreude da»
Aus Sport-Clip vom 05.02.2023.
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Auch die Zukunft sieht nicht rosig aus

Für die Zukunft – die WM 2025 findet im österreichischen Saalbach statt – ist er zuversichtlich. Die aktuelle Situation sei einigem Pech wie Verletzungen und auch Umstellungen in den Teams geschuldet. «Es braucht jetzt Zeit, bis das rundläuft», meint er.

Journalist Scheichl sieht indes noch andere Gründe für die aktuelle Misere: «Mit Marcel Hirscher hatten wir jahrelang einen Überfahrer, der vieles überdeckt hat. Man hat nicht gut auf die 2. Reihe geschaut und den Nachwuchs nicht richtig weiterentwickelt.» Auch die jüngst vergangene Junioren-WM in St. Anton ist nicht geeignet, in Jubelstürme auszubrechen, blieb sie doch mit lediglich 2 Bronze-Medaillen unter den Erwartungen.

So bleibt für ihn als «Ausweg» der Blick ins Ausland. Man müsse schauen, was bei aktuell erfolgreichen Nationen wie der Schweiz oder Norwegen gemacht werde: «Vor 10, 12 Jahren war die Schweiz noch weit weg von den eigenen Ambitionen – heute ist sie extrem breit aufgestellt. Die Schweiz dient deshalb sicher als Vorbild.»

Radio SRF 3, Abendbulletin, 30.01.2023, 18:45 Uhr

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