Es war ein langes Suchen, ein Herantasten. 14., 16., 14. und 11. - so lauteten Tina Mazes bisherige Resultate in Beaver Creek. Zwei WM-Rennen, eine Silber- und eine Goldmedaille später, liest sich die Statistik schon ganz anders. Im letzten Abfahrtstraining habe sie endlich verstanden, wie auf dieser Strecke gefahren werden müsse. «Genau aus diesem Grund ist diese Medaille speziell. Bislang habe ich mich hier stets schwer getan», so die Slowenin.
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Wen es in der Abfahrt zu beachten gelte, wusste Maze genau: «Anna Fenninger.» Deshalb habe sie auch deren Fahrt am Start verfolgt und festgestellt: «Jetzt brauche ich einen starken Lauf.»
Sie erbrachte ihn und krönte sich mit 31 Jahren und 9 Monaten zur ältesten Weltmeisterin aller Zeiten. Sie löste damit die Französin Régine Cavagnoud (Weltmeisterin 2001) ab. Und: Abfahrtsgold bei Olympia und der folgenden WM zu gewinnen war zuletzt vor 30 Jahren der Schweizerin Michela Figini gelungen.
«Ich bleibe hier»
Mit den zwei Medaillen - Nummer 11 und 12 an Grossanlässen - ist ihr Erfolgshunger noch nicht gestillt. «Klar, jetzt könnte ich nach Hause gehen. Aber ich bleibe hier», sagt Maze und ergänzt: «Ich kann 5 Medaillen gewinnen.» Gut möglich, dass sie in diesem Fall Ende Saison zurücktritt. Entscheiden, wie es nach der Saison weitergeht, wolle sie erst im Juli.
Der nächste Fixpunkt in Beaver Creek wird die Super-Kombination am Sonntag sein. Erneut könnte es zum grossen Duell zwischen ihr und Fenninger kommen.
Das Podium als Treffpunkt
«Ich bewundere Tina und liebe es, mit ihr auf dem Podium zu stehen», so die österreichische Konkurrentin. «Wir reisen oft zusammen, treffen uns immer wieder auf dem Podium und können so unsere Erfolge teilen. Das macht uns zu Freundinnen im Ski-Zirkus.»
Im Super-G lag sie 3 Hundertstel vor Maze, jetzt deren 2 dahinter. «Natürlich tut es ein wenig weh. Aber es ist so, als ob es eine Gerechtigkeit geben würde. Ich gönne Tina den Titel.»
Für sie war der Silber-Gewinn vor allem eine Genugtuung. An Titelkämpfen war Fenninger noch nie über Rang 11 in der Abfahrt hinausgekommen. Und eigentlich hatte sie eine andere Fahrerin als Hauptkonkurrentin ausgemacht: «Für mich war Lara Gut die grosse Favoritin.»